Cênî: Frauen stehen im Zentrum der Gewalt in Syrien

Das kurdische Frauenbüro Cênî in Berlin hat in einer Erklärung zu dem islamistischen Vormarsch in Syrien auf die Situation von Frauen aufmerksam gemacht und von der deutschen Bundesregierung Konsequenzen gefordert.

Erklärung zu Angriffen in Rojava und Syrien

Cênî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. hat in einer Erklärung zu dem islamistischen Vormarsch in Syrien auf die Situation von Frauen aufmerksam gemacht und von der deutschen Bundesregierung Konsequenzen gefordert. In der Erklärung heißt es:

Frauen stehen im Zentrum der Gewalt

Seit dem 26. November 2024 führen von der Türkei unterstützte Milizen wie HTS und SNA, die sich aus den Überbleibseln der Al-Qaida und dem sogenannten „IS“ zusammensetzt, Angriffe auf Rojava (AANES) und Syrien durch. Diese Operationen richten sich nicht nur gegen militärische Ziele, sondern systematisch gegen die Zivilbevölkerung.

Gefahr für Zivilist:innen – insbesondere Frauen – in Nord-Aleppo

In den umkämpften Gebieten Shehba und Tel Rifaat in Nord-Aleppo sitzen tausende Menschen fest, darunter viele Frauen und Kinder. Viele von ihnen sind bereits 2018 vor islamistischen Gruppen aus Afrin geflohen. Derzeit sind Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) bemüht, diese Zivilist:innen in sichere Gebiete der Selbstverwaltung zu evakuieren. Doch die HTS und SNA haben weite Teile um Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht. Mit der eingeschränkten Kommunikation und den blockierten Fluchtwegen wächst die Sorge vor Massakern, die insbesondere Frauen und Mädchen verwundbar machen.

Die frauenfeindliche Haltung der HTS und SNA ähnelt in erschreckender Weise der des sogenannten „Islamischen Staates“. In den von ihnen kontrollierten Gebieten sind Frauen systematischer Gewalt und Entmenschlichung ausgesetzt. Ein Video zeigt die Entführung kurdischer Frauen, die von den Milizen als „Schweine“ und „Feinde Gottes“ bezeichnet werden. Diese entwürdigenden Handlungen erinnern an die unmenschliche Behandlung der êzîdischen Frauen während des letzten Genozids: sexualisierte Gewalt, Versklavung und die Reduzierung von Frauen auf Objekte patriarchaler Kontrolle und Gewalt.

Frauen leisten Widerstand – für ihr Leben und ihre Rechte

Trotz dieser Bedrohungen organisieren sich Frauen in Rojava weiterhin gegen die Gewalt. Die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) kämpfen nicht nur militärisch gegen die Aggressoren, sondern verteidigen auch ein demokratisches System, das Frauen Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sichert. Dieses Modell steht in direktem Gegensatz zu den frauenfeindlichen Ideologien der HTS und SNA, die darauf abzielen, Frauen zu entrechten und zu unterdrücken.

Daher ist die frauenfeindliche Gewalt in Rojava Teil einer größeren Strategie, um Frauen systematisch zu terrorisieren und Gemeinschaften zu destabilisieren. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Ideologie und Annäherung der HTS und SNA an Frauen dieselben Muster wie die des „IS“ aufweist, indem Frauen entmenschlicht, ihrer Rechte beraubt und systematisch zur Zielscheibe von Gewalt gemacht werden.

Appell an Deutschland und die internationale Gemeinschaft:

Die Angriffe auf Rojava und die gezielte Gewalt gegen Frauen müssen sofort gestoppt werden! Deutschland trägt eine besondere Verantwortung, da es durch Waffenexporte an die Türkei diese Operationen indirekt unterstützt. Solange solche Geschäfte fortgeführt werden, trägt Deutschland dazu bei, ein System zu stärken, das Frauenrechte verletzt und sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe legitimiert. Die Bundesregierung muss ihre Waffenlieferungen an die Türkei einstellen, die Angriffe klar verurteilen und sich aktiv für den Schutz von Frauen und Zivilist:innen einsetzen. Auch die deutsche Öffentlichkeit ist gefragt, sich klar zu positionieren: für den Schutz von Frauenrechten, gegen die Unterstützung von Terrorismus und für die Solidarität mit den Frauen in Rojava, die entschlossen für ihre Freiheit und ihr Leben kämpfen.