YPJ: Kapitulation gehört nicht zu unserem Wortschatz

Auf einem Symposium der YPJ zum Thema „Frauen und Verteidigung im Nahen Osten“ haben Hunderte Delegierte in Tabqa über Grundlagen und konkrete Schritte eines autonomen Verteidigungssystems diskutiert.

„Frauen und Verteidigung im Nahen Osten“

Die Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) haben am 25. November im Kanton Tabqa in Nord- und Ostsyrien das zweite Nahost-Symposium für Frauen und Verteidigung unter dem Motto „Eine starke und organisierte Frau ist die beste Verteidigungswaffe“ durchgeführt. An der Diskussion über die Selbstverteidigung von Frauen in Zeiten des dritten Weltkriegs nahmen Hunderte Delegierte teil, darunter auch von Frauenorganisationen aus verschiedenen Regionen des Nahen Ostens.

„Eine starke und organisierte Frau ist die beste Verteidigungswaffe“

In einer am Mittwoch von den YPJ veröffentlichten Erklärung zu der Veranstaltung heißt es unter anderem: „Wir haben unser zweites Symposium über Frauen und Verteidigung im Nahen Osten mit großer Entschlossenheit und Begeisterung abgeschlossen und wünschen uns, dass es dazu beiträgt, eine friedliche und sichere Welt zu schaffen, in der Freiheit herrscht. Wir erinnern uns an die Schwestern Mirabal, die Schmetterlinge der Freiheit, und an unsere gefallenen Genossinnen Nalîn Mûş, Hêlîn Garê, Şevîn Garzan, Jiyan Tolhildan, Rojna Egîd, Leyla Agrî und Arîn Mîrkan und verneigen uns mit Respekt vor ihnen. Für uns werden sie immer Symbole für den unerschütterlichen Willen und die Aufopferung der Frauen sein.“

Versprechen an Abdullah Öcalan

Die YPJ erklärten, das Symposium sei zudem eine Erneuerung ihres Versprechens an Abdullah Öcalan, der „mit seiner Idee des demokratischen Konföderalismus ein Licht und ein Freund der Frauen ist. Wir betonen unsere Entschlossenheit, die physische Freiheit von Rêber Apo sicherzustellen. Seine Freiheit ist der Schlüssel für den Frieden und die Ehre unseres Volkes.“

Dritter Weltkrieg im Nahen Osten

Das Symposium habe viele Pionierinnen und Vertreterinnen von Frauenorganisationen aus verschiedenen Gebieten des Nahen Ostens zusammengebracht, so die YPJ: „Denn der Dritte Weltkrieg hat sich zu einem ernsten internationalen Konflikt entwickelt, der über die militärische Dimension hinausgeht und große Gefahren und katastrophale Situationen mit sich bringt. Vor diesem Hintergrund wurden in diesem Symposium Fragen im Zusammenhang mit der Freiheit und der Selbstverteidigung von Frauen erörtert.“

Systematischer Feminizid

„Der anhaltende Krieg im Nahen Osten betrifft vor allem Frauen. Ein großer Teil der Angriffe richtet sich gegen die Guerillaarmee YJA Star, gegen die verbotene Chemikalien eingesetzt werden. Frauen sind einem systematischen und weit verbreiteten Feminizid ausgesetzt. Diese schweren Kriegsverbrechen werden vom türkischen Besatzungsstaat begangen, dessen Ziel es ist, den Willen der Frauen zu brechen und den Widerstand des Volkes zu vernichten. Gegen Frauen in Syrien werden neben brutalen militärischen Angriffen auch psychologische, kulturelle und soziale Angriffe durchgeführt. Frauen tragen die schwerste Last des Krieges in Palästina und im Libanon. Es ist bekannt, dass Frauen im Iran hingerichtet und in türkischen Gefängnissen in ihren Rechten verletzt und gefoltert werden. Frauen werden zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt, weil sie für Freiheit kämpfen und ihre Stimme erheben.“

Frauen werden gezielt angegriffen

Frauen seien nicht nur zufällige Opfer von Kriegen und Konflikten, sondern auch direkte Angriffsziele. Auf diese Weise werde versucht, die Gesellschaft in Angst und Schrecken zu versetzen, betonten die YPJ: „Indem sie den Willen der Frauen brechen, versuchen sie, den Willen des Volkes zu brechen. Indem sie versuchen, die Würde der Frauen zu zerstören, wollen sie die Würde der Völker zerstören. Denn die Frauen bilden die Grundlage einer starken und integrativen Gesellschaft. Indem sie den Geist der Frauen zu unterdrücken versuchen, wollen sie die Gesellschaft zersetzen. Sie wollen, dass die Frauen ihre Kraft und ihren Willen verlieren. Frauen in Kriegen anzugreifen, wird als Schädigung von Frauen als Teil der Gesellschaft interpretiert, aber darüber hinaus werden Frauen als Grundlage der Gesellschaft bewusst angegriffen.“

Kapitulation gehört nicht zu unserem Wortschatz

„Trotz all dieser schmerzhaften Bilder gibt es keinen Grund zur Verzweiflung in unseren Herzen. Trotz all dieser Probleme und schlimmen Situationen sind Frauen die Quelle des Lebens und erschaffen sich selbst aus der Asche. Sie akzeptieren nicht, Opfer am Tisch der Sklaverei zu sein. Frauen sind wie die Jahreszeiten, die sich ständig erneuern. Unser Wille ist durch Schwierigkeiten nicht zu brechen, und Kapitulation gehört nicht zu unserem Wortschatz. Unsere Kräfte haben bewiesen, dass sie Schmerz in Stärke für eine Lösung und zum Aufbau von Freiheit verwandeln können“, erklärten die YPJ und wiesen auf weitere Kampfverbände von Frauen im Nahen Osten hin.

Frauen auf der ganzen Welt verlassen sich auf sie“

Guerillaorganisationen und Verteidigungseinheiten wie die HPJ in Rojhilat/Iran, die YJŞ im ezidischen Kerngebiet Şengal im Irak oder die HSBN der Suryoye in Nordsyrien seien konkrete Beispiele dafür. „Sie sind das deutlichste Beispiel für den Widerstand von Frauen, und Frauen auf der ganzen Welt verlassen sich auf sie. Diese aus eigener Kraft entstandenen Einrichtungen spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau eines autonomen Verteidigungssystems, das auf Konföderalismus und Sozialisierung beruht. Sie haben bewiesen, dass sie Leiden in eine Lösung, in einen Punkt der Veränderung und in den Aufbau von Freiheit verwandeln können.“

„Verpflichtet im Kampf für eine freie Zukunft"

Für ein gemeinsames Frauenverteidigungssystem

Das Symposium „Frauen und Verteidigung“ habe gezeigt, dass „das gemeinsame Frauenverteidigungssystem im Rahmen eines demokratischen Frauenkonföderalismus im Nahen Osten nicht nur eine Wahl, sondern auch eine humanitäre und moralische Verpflichtung ist. Unser gemeinsamer Kampf richtet sich nicht nur gegen den Druck, der uns von den herrschenden Mächten auferlegt wird, sondern auch für die Führung der Frauen beim Aufbau einer freien Zukunft in Frieden und Menschlichkeit im Rahmen der Kultur einer demokratischen Nation“.

Auf dem Symposium benannte Ziele

Als Ziele wurden auf dem Symposium unter anderem eine Verstärkung der Zusammenarbeit mit Frauenorganisationen im Nahen Osten und auf internationaler Ebene sowie die Entwicklung praktischer Strategien für den Aufbau lokaler und regionaler Selbstverteidigungsmechanismen zur Stärkung von Frauen benannt. Die Erklärung der YPJ endet mit den Worten: „Mit dem Slogan ,Wir verteidigen uns mit der Philosophie von Jin Jiyan Azadî' werden wir jeden Tag zu einem Tag des Kampfes gegen Gewalt an Frauen machen.“

Fotos © YPJ