Bêrîtan Çiya: Hevala Zîlan hat einen Funken entzündet

Vor 27 Jahren sprengte sich die Guerillakämpferin Zîlan in einer türkischen Militäreinheit in Dersim in die Luft und setzte damit ein Fanal für die kurdische Freiheitsbewegung. Bêrîtan Çiya erklärt, welche Bedeutung die Aktion heute noch hat.

Bêrîtan Çiya, Kämpferin der Verbände freier Frauen (YJA Star), hat sich zu der Frage geäußert, welche Bedeutung die Fedai-Aktion von Zîlan (Zeynep Kınacı) am 30. Juni 1996 heute noch für die Guerilla hat.


Zîlan habe diese Aktion durchgeführt, weil sie damalige Gefahr für Abdullah Öcalan und damit für das kurdische Volk erkannt habe, sagt Bêrîtan Çiya und führt weiter aus: „Die Wirkung von Heval Zîlans Aktion hält immer noch an. Der Feind bewegt sich jeden Tag mit dieser Angst. Şehîd Zîlan war erst seit einem Jahr Kämpferin und hat in ihrem Guerillaleben die Philosophie von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] als Grundlage genommen. Für uns alle ist sie als revolutionäre Frau zu einer Vorreiterin und Kommandantin geworden, deren Spuren wir folgen. Die Freiheitsguerilla kämpft auch heute im Geiste von Zîlan gegen den Feind. Unsere Genossinnen und Genossen, die wie Heval Avzem, Heval Bager, Heval Arîn, Heval Şerzan und all die anderen in den Kriegstunneln Widerstand leisten, sind die Nachfolger:innen von Heval Zîlan. Sie haben sich Zîlans Persönlichkeit und Opferbereitschaft als Beispiel genommen und zeigen der ganzen Welt die apoistische Linie. Der heutige Kampf in den Bergen Kurdistans ist die Fortsetzung von Zîlans Fedai-Linie. So wie Zîlan sich in einen Feuerball verwandelt und den Feind mitten ins Herz getroffen hat, werden auch wir als ihre Nachfolger:innen den Kampf bis zum letzten Blutstropfen fortsetzen und noch mehr vergrößern. Wir lassen Heval Zîlan weiterleben und geben unser Wort, dem von ihr entzündeten Funken zu folgen.“

Hintergrund: Mit Zîlans Aktion wurde eine neue Linie etabliert

Zeynep Kınacı war 24 Jahre alt, als sie sich am 30. Juni 1996 auf eigene Initiative bei einem Zapfenstreich der türkischen Armee im Zentrum der nordkurdischen Provinzhauptstadt Dersim in die Luft sprengte. Sie legte selbst das Ziel fest, machte die notwendigen Erkundungen und löschte als Einzelperson eine ganze Militäreinheit aus. Mit ihrer Aktion setzte die gelernte Krankenschwester, deren Nom de Guerre „Zîlan“ lautete, ein Fanal für die kurdische Freiheitsbewegung, insbesondere die Frauenbewegung.

„Der Feind führt einen totalen Krieg gegen uns. Unsere Antwort muss der totale Widerstand im Kampf für unsere Freiheit sein.” Dieser Satz stand in einem der Briefe, die Zîlan hinterließ, gerichtet an das kurdische Volk, die PKK, an Abdullah Öcalan, die kurdische Frauenbewegung, an die türkische Regierung, die Weltöffentlichkeit und internationale Institutionen. Ihre Aktion führte sie zu einer Zeit aus, in der der Vernichtungskrieg des türkischen Staates gegen die kurdische Bevölkerung ein unerträgliches Maß annahm und die Kampftaktiken der Guerilla sich immer wiederholten. Parallel dazu war ein gescheitertes Attentat auf Abdullah Öcalan in Syrien unternommen worden. Öcalan war von Überläufern wie beispielsweise Şemdin Sakık als Angriffsziel ausgewiesen worden, indem sie dem türkischen Staat suggerierten, dass die kurdische Bewegung nur durch seine Liquidierung zerschlagen werden könne.

Mit der Aktion von Zeynep Kınacı wurde innerhalb der kurdischen Freiheitsbewegung eine neue Linie etabliert, die Linie der Fedai, der opferbereiten Kämpferinnen und Kämpfer, die auch den Tod in Kauf nehmen, um ihr Ziel zu erreichen. Diese Opferbereitschaft ist zur ideologischen Grundlage der PKK und der Frauenpartei PAJK geworden.