Bei Angriff in Şengal verletzte YJŞ-Kämpferin gestorben

Die YJŞ-Kämpferin Faraşîn Şengalî war eine von drei Angehörigen der ezidischen Widerstandseinheiten, die bei den Angriffen der irakischen Armee in Şengal verletzt wurden. Nun ist sie gestorben.

Eine bei den Angriffen der irakischen Armee auf Sicherheitskräfte der ezidischen Şengal-Region verwundete Kämpferin der Fraueneinheiten YJŞ ist ihren Verletzungen erlegen. Es handelt sich um Faraşîn Şengalî. Sie wurde am Donnerstag auf dem Friedhof „Şehîd Berxwedan û Şehîd Dilgeş“ auf dem Şengal-Berg beerdigt.

Provokationen irakischer Sicherheitskräfte überschatteten allerdings die Beisetzung. Nachdem der Leichnam von Faraşîn Şengalî am Krankenhaus im Städtchen Xanesor in Empfang genommen wurde, setzte sich die Trauergemeinde Richtung Sinunê in Bewegung. Am dortigen Kontrollpunkt wurde der Konvoi aus mehreren Dutzend Fahrzeugen aufgehalten. Irakische Militärs blockierten die Durchfahrt und versuchten, die Menschenmenge auseinander zu treiben. Erst durch das Hinzukommen der ezidischen Sicherheitskräfte Asayîşa Êzîdxanê konnte der Konvoi den Sarg bis ins Gebirge geleiten.

Die Beerdigung von Faraşîn Şengalî wurde mit einer von den Widerstands- und Fraueneinheiten YBŞ und YJŞ sowie dem Asayîşa Êzîdxanê abgehaltenen Militärzeremonie eingeleitet. Anwesend waren neben zahlreichen Kämpferinnen und Kämpfern die Vertreter:innen aller Einrichtungen der Autonomieverwaltung in Şengal, zivilgesellschaftlicher Organisationen wie dem Verein von Gefallenenangehörigen und der ezidischen Frauenbewegung TAJÊ. Viyan Hebabî von den YJŞ sprach den Angehörigen Faraşîn Şengalîs sowie der gesamten ezidischen Gemeinschaft ihr Beileid aus und kündigte Vergeltung an.

„Wir werden unsere erkämpften Errungenschaften verteidigen“, sagte Hebabî. Die Eskalation der Angriffe des Iraks bezeichnete die Kämpferin als „Schlag gegen den Willen des ezidischen Volkes“. Die jüngste Aggression gegen Şengal sei nicht unabhängig von den Versuchen der irakischen und südkurdischen Regierungen, das sogenannte Şengal-Abkommen durchzusetzen. „Das Ziel ist die Zerschlagung aller Strukturen, die nach dem letzten Ferman mühsam aufgebaut worden sind. Doch ganz gleich, ob die Angriffe gegen uns aus Bagdad, Hewlêr und Ankara erfolgen: Wir sind entschlossen, unsere Autonomie zu verteidigen. Unsere Verbundenheit gilt dem Weg der Gefallenen.“

YBŞ-Kommando: Angriffe hängen mit PDK und Türkei zusammen

Seit Anfang der Woche kommt es in Şengal zu Spannungen und Auseinandersetzungen, die von der irakischen Armee provoziert werden. Auch das Kommando der YBŞ hatte zuvor erklärt, dass sich die militärische Mobilisierung irakischer Truppen in Şengal in der Absicht verortet, die scharf kritisierte und über die Köpfe der ezidischen Bevölkerung hinweg getroffene Vereinbarung zwischen Bagdad und Hewlêr (Erbil) durchzusetzen. Die südkurdische Regional- und die irakische Zentralregierung hatten sich im Oktober 2020 nach monatelangen Verhandlungen darauf verständigt, das „Şengal-Abkommen“ zu unterzeichnen. Der Vertrag besteht aus einer Reihe von sicherheitspolitischen und verwaltungstechnischen Maßnahmen und legt Verantwortlichkeitsbereiche der Behörden fest. Die Autonomieleitung Şengals und der Großteil der betroffenen Bevölkerung stehen dem Vertrag skeptisch gegenüber: Denn die unter dem Eindruck des IS-Genozids vom 3. August 2014 in Şengal gebildete Autonomieleitung, die das Gebiet seitdem verwaltet, wurde während des Verfahrens nicht einmal konsultiert und saß demzufolge nicht am Verhandlungstisch. Das Abkommen wird daher als ein Versuch beider Regierungen angesehen, die Kontrolle über Region zu übernehmen und dem ezidischen Volk eigene politische und administrative Rechte zu verweigern. Im Hintergrund des Treffens führte Ankara die Regie.