Aufruf zu Aktionen gegen Annexionskrieg in Südkurdistan

„Stoppt den Annexionskrieg der Türkei“ – Cenî, WDR, Gemeinsam kämpfen und KJAR fordern demokratische Kräfte zu Aktionen gegen die türkische Besatzung in Südkurdistan auf.

Cenî, WDR, Gemeinsam kämpfen und KJAR

Mehrere kurdische und internationalistische Frauenorganisationen haben einen Aufruf zu Aktionen gegen den türkischen Feldzug in Südkurdistan veröffentlicht. Unter dem Motto „Stoppt den Annexionskrieg der Türkei“ forderten Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V., die Kampagne Women Defend Rojava, die feministische Organisierung „Gemeinsam kämpfen“ und die Gemeinschaft der freien Frauen Ostkurdistans (KJAR) demokratische Kräfte zu öffentlichem Protest auf. In einer gemeinsamen Mitteilung verurteilten die autonomen Organisierungen von Frauen und weiteren widerständigen Geschlechtern am Samstag das kriegerische Vorgehen der Türkei in Südkurdistan und die Eskalation der Angriffe. Weiter erklärten sie:

Vernichtungspolitik gegen Frauen als systematisches Kriegsmittel

„Das türkische Militär hat seit dem 15. Juni 2024 eine neue Offensive in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak (KRI) gestartet. Es werden neue Militärbasen errichtet und Truppen verstärkt stationiert. Die Region wird massiv bombardiert und ganze Dörfer werden entvölkert. Unterstützt wird das türkische Militär dabei aktiv von der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP bzw. PDK). Die Angriffe auf die Region sind immens! Sie haben das Ziel, die Menschen aus der Region zu vertreiben und die Annexionspläne sowie wirtschaftlichen Interessen der Türkei voranzutreiben. Gezielt richten sie sich gegen die kurdischen Siedlungsgebiete und Gesellschaft, um ein Leben in der Region unmöglich zu machen und die genozidale Politik der Türkei in Kurdistan auszuweiten. Dabei sind es vor allem Frauen, die unter den Auswirkungen des Krieges betroffen sind, denn sie nehmen eine tragende Rolle im gesellschaftlichen Aufbau und der Organisierung des demokratischen Miteinanders ein. Tagtäglich leisten sie Widerstand und sind mit ihrem jahrzehntelangen Kampf als Teil der Freiheitsbewegung Kurdistans Vorreiterinnen für ein Leben ohne Unterdrückung und Ausbeutung. Damit ist der türkische Annexionskrieg Teil des systematischen Krieges gegen die Errungenschaften der Frauen in Kurdistan. In einer Zeit, in der die Angriffe seitens des türkischen Staates immer weiter zunehmen und darin die Vernichtungspolitik gegen Frauen als systematisches Kriegsmittel eingesetzt wird, wird Selbstverteidigung immer wichtiger und deutlicher.

Gesellschaftliche Selbstorganisation für wirkliche und dauerhafte Veränderung

Die verräterische Mentalität der KDP hat sich auch schon vor zehn Jahren, am 3. August 2014, im Zuge des Genozids und Feminizids an den Ezid:innen in Şengal gezeigt. Als Daesh, der sogenannte „Islamische Staat“, die Bevölkerung im Şengal angriff, haben sich das irakische Militär und die Peschmerga der KDP zurückgezogen und die Bevölkerung im Stich gelassen. Es waren die Guerilla der PKK und die Verteidigungskräfte der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien, die YPJ und YPG, die Daesh vertrieben und besiegten. Hier zeigt sich einmal mehr: Solange die Perspektive der Frauenbefreiung nicht klar als Perspektive der Befreiung der Gesellschaft formuliert wird, ist das Ergebnis letztlich nur eine Fortsetzung der patriarchalen Mentalität. Die Autonome Region Kurdistan konnte weder die Frauen in Şengal schützen, noch kann sie sich heute gegen die Annexion durch den türkischen Staat wehren, weil es hier um Profite und nicht um gesellschaftliche Interessen geht. Die Mentalität des Kapitalismus ist weit entfernt von einer kollektiven, selbstverwalteten und selbst schützenden Perspektive. Dabei zeigt uns die Vergangenheit in Kurdistan und auch in vielen anderen Regionen, dass nur eine gesellschaftliche Selbstorganisation zu einer wirklichen und dauerhaften Veränderung führen kann. Der Demokratische Konföderalismus, als ein alternatives Gesellschaftsmodell auf Grundlage der Selbstbestimmung der Gesellschaft und der Freiheit der Frau, ist hier eine Alternative.

Deutsche Regierung und Medien schweigen

Der aktuell stattfindende Annexionskrieg in Südkurdistan findet medial kaum Erwähnung. Obwohl die Türkei NATO-Mitglied ist, schweigt die europäische Politik bisher und lässt diesen völkerrechtswidrigen Krieg zu. Wir fordern die deutsche Regierung und Medien auf, das Schweigen zu brechen!

Wir rufen alle demokratischen Kräfte zu Aktionen gegen den türkischen Annexionskrieg auf. Werdet aktiv: schreibt Briefe an eure lokalen Politiker:innen, veranstaltet Kundgebungen vor den Medienhäusern! 

Wir haben keine Welt zu verlieren, aber eine zu gewinnen! Jin Jiyan Azadî - Gemeinsam verteidigen wir das Leben!“