In Nordsyrien ist der neue Vorstand des Exekutivrats der Autonomieverwaltung in der Euphrat-Region gewählt worden. Die neue genderparitätische Doppelspitze des Gremiums bilden fortan die aus der Stadt Girê Spî (Tall Abyad) stammende Armenierin Lemis Abdullah und der Kurde Mihemed Şahin.
Die Wahl fand am Dienstag in den Räumlichkeiten der Selbstverwaltung in Kobanê statt. Nach der Eidesleistung konnten Abdullah und Şahin direkt ihr Amt übernehmen. Zuvor hatten die beiden ehemaligen Ko-Vorsitzenden ihren Rücktritt eingereicht, waren bislang aber kommissarisch im Amt geblieben.
Mihemed Şahin und Lemis Abdullah
Die Euphrat-Region ist eine von drei föderalen Regionen in der Demokratischen Föderation Nord- und Ostsyriens. Neben der Euphrat-Region besteht die Föderation aus den Regionen Cizîrê und Efrîn, die sich in sechs Kantone gliedern: Cizîrê gliedert sich in die Kantone Hesekê und Qamişlo, die Euphrat-Region in die Kantone Kobanê und Girê Spî sowie Efrîn in die Kantone Efrîn und Şehba.
Die seit dem 9. Oktober 2019 vom Angriffskrieg des Nato-Partners Türkei und dessen islamistischen Proxy-Truppen bedrohte Gesellschaftsordnung hat Frauenbefreiung, Selbstbestimmung und eine ökologische, geschlechterbefreite Gesellschaft zur Grundlage. Rojava ist eine klare Alternative zu Staat, Patriarchat und Kapitalismus. In der nun unter heftigem Beschuss stehenden Region Nordostsyriens wurde ein Gesellschaftsmodell aufgebaut, in dem alle Völker und Glaubensgemeinschaften gemeinschaftlich zusammen leben, Frauen und Männer gleichgestellt werden, die paritätische Doppelspitze verbunden mit einer autonomen Frauenorganisierung in allen Aufgabenbereichen umgesetzt wird. Mit einem Bildungssystem, in dem vor allem die Jineolojî (die Wissenschaft der Frau) eine grundlegende Rolle einnimmt, wird ein Bewusstsein geschaffen, das Wissen unabhängig von patriarchaler Kolonialisierungs- und Herrschaftsgeschichte vermittelt.