Seit einigen Jahren nehmen die Proteste von Frauen weltweit in Lautstärke und Dynamik zu. Auf allen Kontinenten und in den transnationalen Zwischenwelten sind Frauen auf den Barrikaden und kämpfen gegen die durch patriarchale Herrschaftssysteme erzeugten Verhältnisse – von Ni Una Meños, über Un violador en tu camin bis hin zum czarny poniedziałek und Rojava. In Rojava, dessen Kernaspekt die Frauenrevolution bildet, wird eine gesellschaftliche Alternative zu Kapitalismus und Patriarchat gelebt - aus der Perspektive der Frauen. Diese Entwicklung ist nicht unabhängig vom Erbe weltweiter Frauenkämpfe für Frieden und Freiheit und macht sich auch im Credo der kurdischen Frauenbewegung bemerkbar - „unser Kampf ist ein universeller Kampf”.
Anlässlich den weltweiten von Frauen ausgefochtenen Kämpfen für ihr Recht auf Selbstbestimmung ihres Lebens in allen gesellschaftlichen Bereichen und den erfolgreichen Aktionen zum internationalen Kampftag gegen Gewalt an Frauen am 25. November haben Frauenorganisationen und -parteien aus Nord- und Ostsyrien/Rojava eine Botschaft veröffentlicht, in der zur Verstärkung für den Frauenkampf aufgerufen wird. Aus der Erklärung, die „an alle Frauen, die für Freiheit kämpfen und Widerstand gegen Faschismus leisten” gerichtet ist, lassen sich auch Schlussfolgerungen für den Aufbau einer internationalen Frauenbewegungsperspektive ableiten. Außerdem verschaffen die kurdisch-syrischen Frauenorganisationen einen Überblick über ihre Aktionen in einer Region, die ständig durch internationale Kräfte systematisch von Gewalt bedroht ist.
„Über den 25. November hinaus”
„Wir begrüßen die mutigen Frauen, die am 25. November mit großer Entschlossenheit und Begeisterung weltweit Aktionen durchgeführt haben. In der Hoffnung, dass die kraftvolle Einstellung der Frauen vom 25. November den Freiheitskampf der Frauen im Jahr 2020 voranbringen wird und dass dieser Kampf mit einem solchen Ausmaß organisiert wird, dass er dem Völkermord an den Menschen ein Ende setzt, rufen wir alle Frauen auf, ihren Kampf zu verstärken.
In diesem Jahr organisierten die Frauenbewegungen in Nord- und Ostsyrien ihre Aktionen zum 25. November unter dem Motto: „Besatzung ist Gewalt! Mit dem Widerstandsgeist von Hevrîn werden wir die Besatzung und den Faschismus besiegen!“ Die diesjährigen Aktivitäten am 25. November nahmen Bezug auf Hevrîn Xelef, die Generalsekretärin der Zukunftspartei Syriens, Dayê Aqîde, Mitglied der Frauenjustizversammlung, und Amara Rênas, YPJ-Kämpferin, die von dschihadistischen Söldnern des türkischen Staates ermordet wurde. In gesamt Nord- und Ostsyrien konzentrierten wir unsere Aktionen am 25. November darauf, die Auswirkungen der Gewalttaten wie Krieg, Vertreibung, demografischer Wandel und kultureller Völkermord, die in unserem Land zu einer Lebensweise geworden sind, sichtbar zu machen, dagegen zu protestieren und zu erklären, was für Auswirkungen diese auf Frauen und Kinder haben. Unsere Region ist permanent durch internationale Kräfte auf systemische Weise von Gewalt bedroht.
Schlüssel für Geschwisterlichkeit der Völker: Bündnis unter den Frauen
Wir Frauen arbeiten daran, nicht nur Arten und Weisen für den physischen Widerstand, sondern auch für den kulturellen, philosophischen, ästhetischen und moralischen Widerstand gegen genau diese Formen der Gewalt zu erschaffen. Das Hauptziel der Frauenrevolution in Rojava besteht darin, ein freies Leben zu ermöglichen, indem wir Gewalt bekämpfen und die Kultur des Friedens wiederbeleben. Frauenbewegungen und Persönlichkeiten der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Nord- und Ostsyrien - der arabischen, suryoye, assyrisch-suryoye, armenischen, tschetschenischen, tscherkessischen, turkmenischen und kurdischen Bevölkerung - haben dieses Ziel mit einer gemeinsamen Stimme und einem gemeinsamen Herzen bekräftigt. Die Verteidigung und Erweiterung der Werte der Frauenrevolution sind von wesentlicher Bedeutung. Wir glauben, dass der Schlüssel für die Geschwisterlichkeit unter den Bevölkerungen in einem Bündnis unter den Frauen liegt. Mit diesem Glauben werden wir unser Land von der Kultur der Gewalt befreien. Dies haben wir in unseren verschiedenen Aktionen am 25. November bekräftigt: in Diskussionsforen, Seminaren, Workshops, Konferenzen, Demonstrationen, Pressemitteilungen und vielen weiteren. Auch jetzt werden wir unseren Kampf gegen Krieg, Zwangsmigration, demographischen Wandel, häusliche Gewalt, staatliche Gewalt gegen Frauen und alle Formen des kulturellen Völkermords in allen Bereichen und unter jeglichen Bedingungen fortführen.
Organisierung von Frauen stärkt Aktivismus
In diesem Jahr gab es am 25. November weltweit viele Aktionen, die sich durch große Entschlossenheit, Mut und Bestimmtheit auszeichneten. Der Protest in Form einer Tanzperformance, die vom chilenischen feministischen Kollektiv Las Tesis initiierte wurde, wurde schnell angenommen und von Frauen auf der ganzen Welt aufgeführt. Zehntausende von türkischen, kurdischen, europäischen, lateinamerikanischen und nordamerikanischen Frauen äußerten mit dieser Form der direkten Aktion ihre Rebellion. Vor staatlichen Institutionen in verschiedenen Ländern der Welt riefen Frauen mit vereinter Stimme und verurteilten den Staat, die Richter und Staatsoberhäupter, weil sie die Hauptverantwortung für die Vergewaltigungen und Morde an Frauen, den Krieg und alle Formen der Gewalt gegen Frauen tragen. All diese Frauen zeigten ihre Entschlossenheit, jeglichen Formen der Gewalt gegen Frauen mit vereinter Stimme zu bekämpfen. Die Form der Aktion, die von Las Tesis initiiert wurde, zeigt uns, dass sich Frauen auf der ganzen Welt vereinen können, wenn sie alternative, kreative und motivierende Formen der direkten Aktion finden. Wir sahen, wie Aktionen die Organisierung von Frauen verbesserten, und die Organisierung der Frauen wiederum den Aktivismus durch ihre Aktionen stärkte.
21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauen
Aktionen von sudanesischen Frauen, die zur Änderung der frauenfeindlichen Gesetze im Sudan geführt haben, tausende russische Frauen, die gegen repressive Schönheitsstandards protestierten, der Schweizer Frauenstreik gegen Sexismus und Gewalt an Frauen an dem sich tausende von Frauen beteiligten, die vielen Demonstrationen, bei denen tausende von Frauen gegen Gewalt an Frauen in Mexiko, Spanien, Belgien, Libanon, Südafrika und Frankreich protestierten und all die vielen weiteren Aktionen von Frauen, die in diesem Jahr am 25. November durchgeführt wurden, haben der Welt einmal mehr gezeigt, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Frauen sein wird. Als eine der wichtigsten Antriebskraft für die Frauenrevolution des 21. Jahrhunderts sendet die Frauenrevolution in Rojava und Nord- und Ostsyrien all diesen Aktionen Kraft und Moral, sowie diese wiederum mit Kraft und Moral aus genau diesen Aktionen gestärkt wird.
Wir grüßen mit Begeisterung alle weltweiten Aktionen der Frauen sowie die von Las Tesis initiierten Aktionen. Mit dem Widerstandsgeist von Hevrîn versprechen wir den weltweiten Frauen noch einmal, dass Faschismus, männlich dominierte Macht und Kolonialismus besiegt werden und der Kampf für die Freiheit der Frauen wachsen und sich durchsetzen wird.
Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauenbefreiung! Lang lebe die Frauenrevolution in Rojava! Es lebe die demokratische Vereinigung der Gesellschaften! JIN-JIYAN-AZADI! FRAUEN-LEBEN-FREIHEIT!
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