Afghanistan: Frauenrechtsaktivistin ermordet

Die 29-jährige Frauenrechtsaktivistin Frozan Safi wurde erschossen in der nordafghanischen Stadt Mazar-i-Sharif aufgefunden.

Die 29-jährige Frauenrechtsaktivistin und Wirtschaftsdozentin Frozan Safi wurde in Nordafghanistan erschossen. Ihre Leiche wurde zwei Wochen nach ihrem Verschwinden am 20. Oktober 2021 identifiziert. Safis Schwester, die selbst Ärztin ist, berichtete gegenüber dem Guardian: „Wir erkannten sie an ihren Kleidern. Ihr Gesicht war von den Kugeln zerstört. Sie wies überall Einschusswunden auf, zu viele, um sie zu zählen, am Kopf, am Herzen, an der Brust, an den Nieren und an den Beinen.“ Die Ermordung von Frozan Safi ist der erste bekannte Fall einer Frauenrechtsaktivistin, die seit der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan ermordet wurde.

Am Donnerstag brachten Sicherheitskräfte der Taliban die Leichen von zwei nicht identifizierten Frauen, die erschossen worden waren, in das Krankenhaus der Provinz Balkh, sagte Meraj Faroqi, ein Arzt dort. Sie seien zusammen mit den Leichen zweier Männer in einem Haus in Mazar-i-Sharif gefunden worden, sagte Zabihullah Noorani, der Taliban-Direktor für Information und kulturelle Angelegenheiten in der Provinz Balkh, und deutete an, dass sie Opfer einer „persönlichen Fehde“ geworden sein könnten. Die Polizei untersuche den Fall, sagte er. Die Todesfälle unterstreichen das allgegenwärtige Gefühl der Angst im von den Taliban kontrollierten Afghanistan, wo eine Reihe von Vergeltungsmorden an Personen, die mit der früheren Regierung in Verbindung standen, eine Atmosphäre der Straflosigkeit geschaffen hat.

Frauen protestieren gegen Taliban

Auch wenn sich die Taliban nach außen hin „moderat“ zu präsentieren versuchen, werden Frauen Schritt für Schritt immer weiter eingeschränkt. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht weitere Berufszweige für Frauen verboten werden. Auch die Schulbildung von Mädchen wurde massiv eingeschränkt. Am Donnerstag meldete Human Rights Watch, dass die Taliban-Vorschriften den meisten Frauen verbieten, als Entwicklungshelferinnen im Land tätig zu sein, was die drohende humanitäre Katastrophe beschleunigt. Die Taliban haben ihren Repressionsapparat effektiviert. Aktivist:innen berichten dem Guardian, dass die Taliban sich insbesondere auf die Infiltration und Bedrohung von Frauengruppen spezialisiert haben.

Einschüchterungsaktion der Taliban?

Frozan verschwand, nachdem sie einen Anruf von einer anonymen Nummer erhalten hatte, in dem ihr gesagt wurde, sie solle Belege für ihre politische Arbeit sammeln und in ein Safe House gehen. Frozan meinte nach Angaben ihrer Schwester, ihr Asylantrag in Deutschland werde nun endlich bearbeitet. Sie sammelte ihre Dokumente ein und verließ das Haus. Das war das letzte Mal, dass ihre Schwester sie sah. Frozan hatte sich zuvor an Protesten gegen die Taliban beteiligt. Die Taliban schlugen die Proteste brutal nieder, traktierten die Frauen mit Elektroschlagstöcken und folterten Journalist:innen.