8. März: „Wir verteidigen uns selbst!“

In neun Städten in Nordkurdistan und der Türkei sind Mitglieder der HDP und TJA auf die Straßen gegangen, um Erklärungen zum Frauenkampftag 8. März abzugeben und Grußkarten an die politischen Gefangenen zu verschicken.

Der Frauenrat der Demokratischen Partei der Völker (HDP) und die Frauenbewegung TJA (Tevgera Jinên Azadî) haben in zahlreichen Städten in Nordkurdistan und der Türkei zum verstärkten Kampf gegen den „männlich-staatlichen Faschismus“ aufgerufen. Die Aktionen fanden im Rahmen des Programms zum Frauenkampftag 8. März statt. Der Tenor aller Veranstaltungen lautet „Gemeinsam verändern – jetzt ist die Zeit der Frauen“. Der Auftakt des umfangreichen Programms war eine Demonstration am Montag in Izmir, die der im Juni 2021 von einem türkischen Faschisten ermordeten HDP-Mitarbeiterin Deniz Poyraz gewidmet war.

In der Innenstadt von Wan kamen Frauen in traditionellen kurdischen Kleidern mit Erbane-Trommeln zusammen, um eine Erklärung abzugeben. Zunächst wurde Govend getanzt. Die Frauen riefen dabei „Em xwe diparêzin” (Wir verteidigen uns selbst), „Jin jiyan azadî” (Frauen Leben Freiheit) und „Bijî berxwedana zindanan” (Es lebe der Gefängniswiderstand). An der Aktion nahmen auch Aktivistinnen des Rats der Friedensmütter und des Frauenvereins Star teil.

Im Anschluss wurde eine Erklärung abgegeben, in der auf die Spezialkriegspolitik der Herrschenden in der Türkei eingegangen wurde. In den kurdischen Provinzen werden gezielt Prostitution, Vergewaltigung und Drogenmissbrauch gefördert, um die Gesellschaft zu spalten, zu erniedrigen und zu zerstören, erklärten die Frauen. Mit dieser Praxis solle systematisch die kurdische Kultur vernichtet und die Gesellschaft politisch handlungsunfähig gemacht werden. Als Beispiel wurde ein „Massagesalon“ in Wan genannt, in dem Frauen zur Prostitution gezwungen werden. Zu den Betreibern gehören Polizisten. Ähnliche Beispiele seien aus vielen weiteren Städten bekannt.

Die Frauen protestierten auch gegen die Isolierung Abdullah Öcalans von der Gesellschaft und wiesen darauf hin, dass der Umgang mit dem kurdischen Vordenker ein Gradmesser für eine Lösung der bestehenden Probleme in der Türkei sei. Die Regierung suche eine solche Lösung in Methoden wie Verleugnung, Vernichtung, Verboten und Völkermord. Öcalan hingegen vertrete eine Philosophie, die auf der Freiheit von Frauen aufbaue und das Leben wertvoll mache. Die Frauenrevolution von Rojava sei ein weltweit bekanntes Beispiel für die Umsetzung des Öcalan-Paradigmas.

Weiter hieß es in der Erklärung: „Als Frauen sind wir im Aufstand. Wir sind organisiert, überzeugt und entschlossen. Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Frauen werden. Wir führen einen würdevollen Kampf, mit dem wir das Leben neu aufbauen und sinnvoll machen werden.“

Nach der Erklärung gingen die Frauen zur Post, um Grußkarten an politische Gefangene zu verschicken. Ähnliche Aktionen fanden in Colemêrg, Riha, Adana, Mersin, Dersim, Şirnex, Semsûr und Amed statt.