8. März in Amed: Für Freiheit, Gleichberechtigung und Frieden

In Amed sind Tausende Frauen zusammengekommen, um den 8. März zu begehen und ihre Forderungen nach Freiheit, Gleichberechtigung und einem dauerhaften Frieden zu unterstreichen.

Kampf gegen Patriarchat

In Amed (tr. Diyarbakır) haben sich am Samstag Tausende Frauen versammelt, um den Internationalen Frauentag 8. März zu begehen und ihre Forderungen nach Freiheit, Gleichberechtigung und einem dauerhaften Frieden zu unterstreichen. Die auf dem zentralen Bahnhofsplatz stattgefundene Veranstaltung, organisiert von der Bewegung freier Frauen (TJA), setzte ein klares Zeichen gegen Gewalt, Unterdrückung und Diskriminierung.

Ein buntes und entschlossenes Bild

Die farbenfroh gekleideten Teilnehmer:innen demonstrierten, dass sie sich nicht einschüchtern lassen wollen in ihrem Widerstand gegen patriarchale Denkweisen. Schon in den frühen Morgenstunden versammelten sich viele von ihnen vor dem AZC Plaza im Stadtteil Ofis und stimmten sich mit Govend-Rhythmen und der Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frau, Leben, Freiheit) auf die Kundgebung ein. Mit selbstgebastelten Plakaten und Bannern zogen sie anschließend in einem lauten und kämpferischen Marsch zum Bahnhof.


Politische Botschaften und Symbolik

Auf dem Weg dorthin wurden Parolen gerufen, die sowohl den Kampf gegen Feminizide als auch die Vision eines freien und demokratischen Zusammenlebens betonten. Viele der Forderungen waren offensichtlich vom „Aufruf zu Frieden und einer demokratischen Gesellschaft“ Abdullah Öcalans inspiriert. Plakate mit Slogans wie „Mit der befreiten Frau zu einer freien Gesellschaft“, aber auch „Die Istanbul-Konvention bewahrt das Leben“ unterstrichen die Forderungen nach Rechtsstaatlichkeit und Schutz von Frauenrechten.

Reden, Appelle und Botschaften

Das Programm begann mit einer Schweigeminute für alle Frauen, die im Kampf um Freiheit und Menschenrechte ihr Leben verloren haben. In einem symbolischen Akt ließen die kurdischen Friedensmütter weiße Tauben in den Himmel steigen, um die Sehnsucht nach einem Ende der Gewalt und Unterdrückung zum Ausdruck zu bringen. Die Ansprachen der prominenten Redner:innen verliehen der Veranstaltung zusätzlich Gewicht.

So betonte die kurdische Politikerin Gültan Kışanak, die nach siebeneinhalb Jahren im Gefängnis wieder erstmals den 8. März in Freiheit feierte, dass der unerschütterliche Freiheitswille der Frauen alle Versuche, ihre Stimme zum Schweigen zu bringen, überwinden könne. Sie appellierte besonders an die junge Generation, Verantwortung zu übernehmen und mutig für Gleichstellung und Freiheit einzutreten. Serra Bucak, die Ko-Oberbürgermeisterin von Amed, hob hervor, dass die in Amed gelebte Vision von Frieden und demokratischem Zusammenhalt ein Modell für die gesamte Türkei sein könne.

Botschaft von Abdullah Öcalan

Im weiteren Verlauf wurde eine Botschaft Abdullah Öcalans an die Frauen verlesen. Darin erklärte der Vordenker der kurdischen Befreiungsbewegung im Hinblick auf seinen Appell vom 27. Februar, dass der von ihm angestoßene demokratisch-kommunalistische Prozess die „aktualisierte Form der matrilinealen Gesellschaft“ sei. Er rief Frauen dazu auf, den Kampf zur endgültigen Zerschlagung der patriarchalen Mentalität zu verstärken.

Frauen als Vorreiterinnen eines gerechten und gleichberechtigten Zusammenlebens

Die Sprecherin des Frauenrats der DEM-Partei, Halide Türkoğlu, unterstrich in ihrer Rede, dass Öcalans Aufruf nicht nur Hoffnung für den Frieden, sondern auch einen Wegweiser für den Kampf gegen Krieg und Unterdrückung darstelle. Gleichzeitig solle er als Roadmap für die Verwirklichung von Frieden in anderen Regionen dienen, etwa in Syrien. Türkoğlu verwies auf die Gewalt gegen die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien, sprach jedoch auch die Berichte von Massakern an der alawitischen Gemeinschaft im Westen des Landes an – eine Realität, die dringenden Handlungsbedarf unterstreiche. Sie appellierte an alle Frauen, die sich nach Frieden sehnten, sich als Vorreiterinnen eines gerechten und gleichberechtigten Zusammenlebens zu verstehen.


Auch die TJA-Aktivistin Ayla Akat Ata hielt eine Rede. Sie erklärte, dass die Botschaft Abdullah Öcalans einen neuen Abschnitt im Friedens- und Demokratisierungsprozess eingeleitet habe. Auch Ayla Akat Ata forderte die junge Generation und alle Frauen auf, sich aktiv an diesem Wandel zu beteiligen. Ihre Worte, in denen sie die Bedeutung der historischen Einheit und den Ruf nach einem freien und würdevollen Leben betonte, fanden großen Anklang. Künstlerische Beiträge, wie der Auftritt der Sängerin Rojda, untermalten zusätzlich die kämpferische und zugleich hoffnungsvolle Atmosphäre des Tages.

Ein Aufruf an die Zukunft

Die Demonstration in Amed war mehr als nur ein Festakt: Sie stellte einen klaren Appell dar, das System der Unterdrückung zu überwinden. Neben den Forderungen nach der Aufhebung restriktiver Maßnahmen – etwa des Isolationssystems auf der Gefängnisinsel Imrali, wo Öcalan mit drei Mitgefangenen inhaftiert ist – richteten alle Redner:innen Appelle an die gesamte Gesellschaft und insbesondere an die junge Generation. Frauen wurden dazu aufgerufen, sich als zentrale Kraft im Kampf für eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft zu verstehen. Die eindrucksvolle Kundgebung unterstrich, dass der Kampf für Frauenrechte untrennbar mit dem Streben nach einem demokratischen und inklusiven Gemeinwesen verbunden ist. Der in Amed aufgekommene Ruf nach Freiheit, Gleichberechtigung und Frieden solle als Wegweiser für die Zukunft dienen – im festen Glauben, dass nur vereinte Kräfte eine gerechtere Zukunft ermöglichen können.