53 Frauen im September in der Türkei ermordet
Nach Angaben des Frauenbündnisses KCDP sind in der Türkei im September 53 Frauen von Männern ermordet worden. Das ist die höchste Anzahl in der bisherigen Bilanz für 2019.
Nach Angaben des Frauenbündnisses KCDP sind in der Türkei im September 53 Frauen von Männern ermordet worden. Das ist die höchste Anzahl in der bisherigen Bilanz für 2019.
Die Plattform „Frauenmorde stoppen!“ hat ihre Bilanz für September 2019 veröffentlicht. Demnach sind im vergangenen Monat 53 Frauen in der Türkei von Männern ermordet worden. Das Frauenbündnis verzeichnet einen Anstieg bei Frauenmorden und den bekannt gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch und sexueller Gewalt. In den ersten neun Monaten des Jahres sind 349 Frauen ermordet worden.
Von dem im September begangenen Frauenmorden handelt es sich bei elf um verdächtige Todesfälle. In 31 Fällen ließ sich der Hintergrund des Mordes nicht feststellen. Neun Frauen wurden ermordet, weil sie selbst über ihr Leben entscheiden, sich von ihren Partnern trennen wollten, eine Versöhnung oder eine Beziehung ablehnten.
Die Frauenplattform erklärt in ihrem Bericht, dass zu niedrige Strafen und fehlende Schutzmaßnahmen zum Ansteigen der Gewalt führen. Als Tatwaffen wurden vor allem Stich- und Schusswaffen eingesetzt. 18 Frauen wurden erstochen und zwölf erschossen. Die meisten Frauen wurden in ihrer eigenen Wohnung ermordet. 15 Frauen wurden von Ehemännern getötet.
Wer ist die Plattform „Wir werden Frauenmorde stoppen!“?
Die Plattform will Frauenmorde stoppen und Frauen vor Gewalt schützen. Sie setzt sich in erster Linie für die Erhaltung des Lebens und für alle Frauenrechte ein. Die Gründerinnen des Vereins sind Familienangehörige der ermordeten Frauen, Frauen von verschiedenen Parteien, Institutionen, Gewerkschaften, anderen Vereinen, aber auch nicht organisierte interessierte Frauen.
Warum haben Frauenmorde zugenommen?
Zu der Frage, warum Frauenmorde zugenommen haben, erklärt die Plattform in ihrem Selbstverständnis:
Die Gesellschaft entwickelt sich fortlaufend, die Frauen passen sich dieser Entwicklung an und fordern ihre zeitgemäßen Rechte. In der ganzen Türkei wollen Frauen - aus allen Schichten - arbeiten, sich bilden, wenn sie unglücklich sind, sich scheiden lassen, zu nichts gezwungen werden, über ihr Leben selbst entscheiden. Diese historische Entwicklung ist mittlerweile unumgänglich und nicht zu stoppen. Frauen werden für Ihre Rechte kämpfen, bis sie sie erlangt haben. Sie wollen es als eine Selbstverständlichkeit und als etwas, wofür sie nicht mit dem Leben zahlen müssen. Der Grund für diesen so großen Verlust, ist einfach die Dominanz der Männer.
Die Entwicklung der Gesellschaft ignorierend und ohne Verständnis für die Frauen wird jedem Bestreben nach Recht mit Gewalt begegnet. Die fehlende Nachhaltigkeit der Politik in Bezug auf die Gleichberechtigung unterstützt die Männer selbstverständlich in ihren Gewalttaten.
Wenn das Bestreben der Frau nach Recht auch tatsächlich als eine positive Entwicklung verstanden und unterstützt werden könnte, so würden die Frauen an Stärke gewinnen und zu einer bewussten Bekämpfung der von den Männern ausgehenden Gewalt führen, somit den Tod der Frauen verhindern. Die Sehnsucht und das Bedürfnis nach einer gesunden Gesellschaft haben sich mit der Ermordung von Özgecan nochmals gezeigt. Die Menschen haben sich mit ihr eigentlich für alle ermordeten Frauen stark gemacht. Sie haben mit diesem Vorfall gezeigt, dass sie nichts mehr über ermordete Frauen sehen, hören, lesen möchten.
Die ganze Türkei will ein Ende der Frauenmorde. Unsere Plattform wurde gerade für diesen Zweck gegründet. Wenn wir uns zusammenschließen, unsere Hände, unsere Herzen, unsere Köpfe vereinen, werden wir auch Leben retten.