Zwangsverwalter holen Arbeiter aus türkischen Städten

Der Generalsekretär der Baugewerkschaft Dev-Yapı-Iş, Nihat Demir, berichtet, dass die Zwangsverwalter in kurdischen Städten türkische Arbeiter aus dem Westen des Landes holen.

Nihat Demir, Dev-Yapı-Iş

Die Einsetzung von Zwangsverwaltern in Kommunen durch das türkische Innenministerium stellt einen multidimensionalen Angriff auf die kurdische Gesellschaft dar. Das zeigt auch ein Bericht des Generalsekretärs der Baugewerkschaft Dev-Yapı-Iş, Nihat Demir, wonach die in kurdischen Gemeinden eingesetzten Zwangsverwalter für städtische Arbeiten extra türkische Arbeiter aus dem Westen des Landes holen. Im Hintergrundgespräch mit ANF warnte der Gewerkschaftssekretär, dass die Einsetzung der Zwangsverwalter den Migrationsdruck aus den kurdischen Regionen verstärke.

Regierungen lenken durch Kurdenhass von ihrem eigenen Unrecht ab“

Demir erklärte: „Alle Regierungen [der Türkei] haben bisher das kurdische Volk, um ihre eigene Macht zu erhalten, missachtet. Jede neue Regierung lenkt von ihrer Korruption, den unaufgeklärten Morden, der Gesetzlosigkeit, den Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten, der zunehmenden Wirtschaftskrisen, der Arbeitslosigkeit, der hungernden Kinder, der Armut der Eltern, der Zerstörung der Natur, der Gewalt gegen Frauen, den Übergriffen, Vergewaltigungen und Morden, kurzum, all dem Unrecht ab, indem sie ein Volk dämonisiert.“

Die Menschen sollen durch Hunger diszipliniert werden“

Demir charakterisierte das kurdische Volk als besonders widerständig und tief mit seiner Geschichte verbunden. Die Regime, die das kurdische Volk unterdrückten, basierten vor allem auf dem Raub der von diesem Volk geschaffenen Werte. Der Gewerkschaftsfunktionär fuhr fort: „Der türkische Nationalstaat zieht es vor, die legitimen und natürlichen Rechte des kurdischen Volkes anzugreifen, anstatt sie zu garantieren. Zu einer Zeit, in der die Atmosphäre eines Verhandlungsprozesses auf der Tagesordnung stand, wurden über die Stadtverwaltungen von Esenyurt und in mehreren Städten, in denen das kurdische Volk bei den Kommunalwahlen seinen Willen gezeigt hat, Zwangsverwalter anstelle der vom kurdischen Volk gewählten Ko-Bürgermeisterinnen und -Bürgermeister eingesetzt. Mit dieser Spezialkriegspolitik wurde den Völkern in der Türkei, der Arbeiterklasse, den Frauen, der Jugend und allen Lebewesen seit Jahrhunderten großer Schaden zugefügt. Der türkische Nationalstaat hat die anderen in diesem Land lebenden Völker, insbesondere das kurdische Volk, missachtet. Diese Völker sind stattdessen einem Prozess der Auslöschung durch Assimilation unterworfen worden. Wir als Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter lehnen diese Politik der Vernichtung und Verleugnung klar ab.“

Die Zwangsverwalter zwingen die kurdischen Arbeiter:innen in die Migration“

Demir bezeichnete die Zwangsverwaltung als Hauptgrund für die Migration aus den kurdischen Provinzen. Die kurdische Bevölkerung solle durch Entlassungen und Hunger diszipliniert werden. Demir führte abschließend aus: „Das kurdische Volk hat gestern Widerstand geleistet, leistet heute Widerstand und wird auch morgen noch Widerstand leisten. Die Mentalität der Zwangsverwaltung ist eine der Hauptursachen für die ökonomische Krise, die die Arbeiterinnen und Arbeiter zur Abwanderung aus ihren Heimatstädten gezwungen hat. Anstatt Arbeiter aus der Region zu beschäftigen, heuerten die Zwangsverwalter Arbeitskräfte aus Trabzon, Artvin, Konya, Sinop und anderen Provinzen der Türkei an. Diese Praktiken wurden auch in der Vergangenheit von den Zwangsverwaltern angewandt. Auf der einen Seite die Mittel, die für Süßigkeiten, Gebäck und Nüsse ausgegeben wurden und in Barkassen verschwanden, auf der anderen Seite die Arbeiter, denen gekündigt wurde … Die Zwangsverwalter betrachten die kommunalen Budgets als Kriegsbeute und gehen dementsprechend mit den Mitteln um. Deshalb müssen sich die Arbeiterinnen und Arbeiter im gemeinsamen Kampf organisieren. Es liegt in der Verantwortung eines jeden gewissenhaften Menschen, die Augen vor dieser Realität nicht zu verschließen.“