Zensur in Deutschland: Bücher mit Öcalan-Gesicht beschlagnahmt

Der Düsseldorfer Zoll hat 500 Bücher beschlagnahmt, weil auf dem Cover das Gesicht von Abdullah Öcalan abgebildet ist. Herausgeber des Buches über die kurdische Frage sind die Wissenschaftler Thomas Jeffrey Miles und Federico Venturini.

Nach den Razzien 2018 und 2019 gegen den Mezopotamien Verlag und den Musikvertrieb Mir Multimedia, als tonnenweise Bücher und CDs beschlagnahmt wurden, erfolgte jetzt die nächste Zensur von Büchern im kurdischen Kontext. Die Zollbehörde Düsseldorf hat eine komplette Buchauflage eingezogen, weil auf dem Cover das Gesicht von Abdullah Öcalan abgebildet ist.

Es handelt sich um das 2018 im Black Rose Verlag erschienene Buch „Your Freedom and Mine: Abdullah Öcalan and the Kurdish Question in Erdogan's Turkey". Herausgegeben wurde es von Dr. Thomas Jeffrey Miley, der an der Cambridge-Universität lehrt, und Dr. Federico Venturini von der Universität Udine in Italien.

Das akademische Buch beinhaltet unter anderem eine Einleitung zur kurdischen Frage sowie Dokumente und Interviews mit Politiker*innen, Journalist*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zu Fragen der Menschenrechte in der Türkei.

Das Kurdische Studienzentrum in Bochum entschied sich, das englischsprachige Buch ins Arabische zu übersetzen und damit einer breiteren Leserschaft verfügbar zu machen.

Das übersetzte Buch wurde in Kairo gedruckt und von dort im Oktober per Post nach Deutschland geschickt. Doch hier wurde die komplette Auflage – 500 Exemplare - vom Zoll am Düsseldorfer Flughafen beschlagnahmt, weil das Cover ein Bild von Abdullah Öcalan zeigt. Außerdem wurde gegen den Empfänger ein Strafverfahren eingeleitet.

Seit dem 13. Oktober sind die Bücher nun beschlagnahmt. Der Kommunikationswissenschaftler Kerem Schamberger, der den Fall öffentlich machte, bewertet die Beschlagnahmung als massiven Angriff auf die Freiheit der Literatur und der Wissenschaft: „Das Buch von zwei Wissenschaftlern wird eingezogen, weil den deutschen Repressionsbehörden das Cover nicht gefällt? In der langen Reihe der Verfolgung der Freiheitsbewegung ist dies der nächste Skandal in einem Land, das angeblich auf Presse- und Meinungsfreiheit so großen Wert legt. Mit Ausnahme der Türkei gibt es keinen anderen Staat, der derart repressiv gegenüber der kurdischen Bewegung auftritt.“