Die YPJ-Kommandantin Ronahî Yekta ist bei einem Angriff der türkischen Armee in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien gefallen. Wie die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) am Donnerstag bekannt gab, ereignete sich die tödliche Attacke am Vortag an der Front um den südöstlich von Minbic (Manbidsch) gelegenen Tişrîn-Damm. Es habe sich um einen Entlastungsangriff der Türkei für ihre am Boden unter Druck geratene Dschihadistentruppe SNA („Syrische Nationalarmee“) gehandelt, so der Frauenkampfverband. Die unter türkischem Kommando stehende Allianz islamistischer Milizen erlebt infolge der Gegenoffensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) schwere Verluste.
Ronahî Yekta © YPJ
Ronahî Yekta hieß mit bürgerlichem Namen Arşîn Hisên. Die Kurdin wurde 1995 in Efrîn (Afrin) geboren und war Tochter einer politisch interessierten und im Kulturbereich aktiven Familie. 2012 trat Ronahî Yekta der Jugendbewegung Rojavas bei. Auslöser dieser Entscheidung sei eine „Notwendigkeit der Verteidigung“ angesichts der Anschläge und Massaker des syrischen Al-Qaida-Ablegers Al-Nusra-Front, wie die seit dem Sturz von Baschar al-Assad in Damaskus herrschende Dschihadistenmiliz „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS) zu Beginn ihres Aufkommens noch hieß, in Şêx Meqsûd und Eşrefiyê, den kurdischen Stadtvierteln Aleppos gewesen.
Dem bewaffneten Widerstand schloss Ronahî Yekta sich im Jahr 2018 an, als ihre Geburtsstadt Efrîn zum Ziel eines türkisch-dschihadistischen Angriffskrieges wurde. Seither war sie an diversen Fronten im Einsatz, zuletzt auch an der strategisch wichtigen Qereqozax-Brücke über dem Euphrat. Die YPJ beschreiben die junge Kommandantin als „selbstlose Frau und Architektin eines Widerstands“, der gegen Unterdrückung und Verfolgung, für ein würdevolles und freies Leben geführt werde. „So wie alle anderen Kämpferinnen und Kämpfer an den Fronten gegen die Banden des faschistischen Besatzerstaates Türkei setzte auch Ronahî sich dafür ein, die Finsternis über der Zukunft zu erhellen. Dieser Kampf wird in die Geschichte eingehen.”
Die YPJ würdigen Ronahî Yekta als eine Revolutionärin „mit einem Herzen so groß wie das Meer”. „Unsere Freundin und Kommandantin hatte einen großen Geist. Sie hat dem Dreck dieser Zeit keinen Platz eingeräumt und die Herrschaft des Bösen über die Gesellschaft nicht akzeptiert. Sie glich ihrer Heimat Efrîn, der Stadt der Würde und des Widerstands. Ihr Leben lebte sie mit der Anmut einer Künstlerin und den Prinzipien einer revolutionären Frau. Ihre Weggefährtinnen und Genossen spürten in jedem Augenblick die Hoffnung Ronahîs und den Enthusiasmus in den Tiefen ihrer Augen, aus denen sie Kraft schöpften. Angesichts ihres Verlusts sprechen wir den Angehörigen unserer Kommandantin sowie der Bevölkerung Nord- und Ostsyriens unser Beileid aus. Unsere Verbundenheit gilt dem Mut und der Liebe Ronahî Yektas zum freien Leben – und unserem Versprechen, Vergeltung für ihren Tod zu üben.”