Der Syrische Frauenrat setzt sich für eine aktive Beteiligung von Frauen an der Neugestaltung Syriens ein und hat am Wochenende eine Deklaration mit zentralen Zielen und Forderungen vorgestellt. Auf einem Symposium in Qamişlo wurde am Dienstag über die Verankerung von Frauenrechten in der neuen syrischen Verfassung diskutiert. An der vom Syrischen Frauenrat ausgerichteten Diskussion nahmen Aktivistinnen und Vertreterinnen verschiedener Organisationen teil, darunter der Frauenverband Kongra Star und der Demokratische Syrienrat (MSD).
„Es zeichnet sich ein islamistisches Regime ab“
Rûken Ehmed sagte als Mitglied von Kongra Star, dass Frauen vor allem in den von der Türkei und der Dschihadistenmiliz SNA besetzten Gebieten großen Gefahren ausgesetzt sind und geschützt werden müssen: „Gegen Frauen werden jeden Tag unmenschliche Verbrechen begangen. In Syrien zeichnet sich ein islamistisches Regime ab. Es wird von der Etablierung einer Sittenpolizei gesprochen und es gab diverse Vorfälle, bei denen Frauen eine Verschleierung aufgedrängt wurde. Auch aus diesem Grund müssen wir uns für ein dezentralisiertes und pluralistisches Regierungsmodell einsetzen. Wir müssen unsere erkämpften Errungenschaften vereint verteidigen. Das System der Selbstverwaltung ist ein Projekt, das Hoffnung für alle Frauen in Syrien bedeutet.“
Selbstverteidigung und Vernetzung
In weiteren Diskussionsbeiträgen wurde die Bedeutung der Fähigkeit zur Selbstverteidigung von Frauen betont und zur Unterstützung der Frauenverteidigungseinheiten YPJ aufgerufen. Hervorgehoben wurde auch die Notwendigkeit, Kontakte mit anderen syrischen Frauenorganisationen aufzubauen. Der Syrische Frauenrat müsse eine Rolle im gesamten Land spielen und überall Büros eröffnen, wurde gefordert. Eine Teilnehmerin sagte, dass die Rechte des kurdischen Volkes in der neuen Verfassung Syriens verankert werden müssen. Angeregt wurde zudem die Gründung einer Frauenpartei, um der herrschenden patriarchalen Denkweise in Syrien entgegenzutreten und Feminizid zu bekämpfen.
Syrischer Frauenrat eröffnet Büro in Damaskus
Der Syrische Frauenrat wurde von Frauen mit unterschiedlichen ethnischen, religiösen und kulturellen Hintergründen in der selbstverwalteten Region Nord- und Ostsyrien gegründet und bemüht sich seit 2017 um eine Repräsentanz im gesamten Land. Vor zwei Tagen wurde eine Vertretung in Damaskus eröffnet. Basisarbeit gab es dort bereits unter dem Baath-Regime, jetzt hat der Syrische Frauenrat auch ein offizielles Büro in der Hauptstadt. Zudem sind Vertreterinnen des Frauenrats nach Damaskus gereist, um mit der neuen Frauenbeauftragten der syrischen Übergangsregierung zu sprechen.
Frauenbeauftragte der Übergangsregierung Syriens ernannt
Aisha al-Dibs wurde von der Übergangsregierung vor wenigen Tagen zur Leiterin des Büros für Frauenangelegenheiten ernannt und ist die erste Frau, die nach der Machtübernahme der HTS in Syrien in eine offizielle Position berufen wurde. Laut Medienberichten war sie zuvor in Idlib „im Bereich der humanitären Hilfe“ tätig und hat gute Kontakte in die Türkei. Nach ihrer Ernennung sagte sie in einem ersten Interview gegenüber Al Jazeera, ihr Ziel sei Chancengleichheit für Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen. Geplant ist demnach auch eine Konferenz zur Neugestaltung Syriens, bei der Frauen aus allen Bevölkerungsgruppen zusammenkommen werden.