„Wo sind unsere Waffen?”

Das Zentrum für politische Schönheit (ZPS) nimmt in seiner neuen Kunstaktion die Bundeswehr ins Visier. Thema sind rechtsextremistische Netzwerke in der Truppe und verschwundene Waffen. Vor dem Kanzleramt wurde eine Waffen-Rückgabe-Station aufgestellt.

Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS), ein Zusammenschluss von Aktionskünstler*innen, deren Markenzeichen mit Kohle geschwärzte Gesichter sind, hat eine neue Aktion gestartet. Das Thema diesmal sind die vielen verschwundenen Waffen in der Bundeswehr, die immer wieder Schlagzeilen machen – und bald darauf entweder in Vergessenheit geraten oder in rechtsextremen Netzwerken auftauchen. Mit ihrer Aktion lassen die Aktivist*innen den Militärischen Abschirmdienst (MAD), einen der drei deutschen Nachrichtendienste, nach den verschwundenen Waffen forschen:

„Der MAD sucht auf Weisung der Ministerin derzeit Waffen, Munition und Sprengstoffe, die in allen Truppenteilen entwendet worden sind. Für jeden Hinweis, der zur Ergreifung der Täter oder zum Auffinden der gestohlenen Ausrüstung führt, zahlen wir 1.000 Euro.”

Auf einer professionell im Stil der Bundeswehr gestalteten Webseite werden Bürger*innen aufgefordert, Beobachtungen bezüglich der Diebstähle zu melden und Hinweise zu den Tätern oder über rechtsextreme Stukturen in der Bundeswehr zu geben.

Quelle: ZPS

Dabei werden auch Details über die entwendeten Waffen aufgelistet:

„Konkret fahnden wir nach diesen entwendeten Beständen: 60 kg Sprengstoff Nitropenta (PETN), 74.161 Schuss Munition diverser Kaliber, 8 Gewehre G36,,11 Gewehre G3, 6 Maschinengewehre MG3, 5 Pistolen P8, 2 Fliegerfäuste, 1 Maschinenpistole MP7, 8 Signalpistolen, 30 Rohre MG 3,8, Waffenrohre WS Tornados, 23 Sprengkapseln.“

Laut ZPS habe zudem „das Bundesministerium der Verteidigung (...) mit dem Militärischen Abschirmdienst (MAD), in Zusammenarbeit mit dem Kampfmittelräumdienst des Landes Berlin eine Kriegswaffen-Rückgabestation direkt vor dem Bundeskanzleramt installiert. Vor Ort können Pistolen, Gewehre, Munition, Handgranaten, Sprengstoff und andere Kampfmittel aller Klassen anonym eingeworfen werden.“

In einem Video wendet sich ein „MAD-Mitarbeiter” mit einem „wichtigen Anliegen” an alle Bürger*innen und appelliert, es sei die Pflicht eines jeden, Beobachtungen hinsichlich des in der Truppe entwendeten Materials zu melden.

Video: Zentrum für politische Schönheit

Immer wieder überrascht das ZPS-Kollektiv mit spektakulär-subversiven Kunstaktionen, die meist ein breites Medienecho finden, zu kontroversen Diskussionen anregen und nicht selten von Strafanzeigen begleitet sind. So warf zum Beispiel 2017 im Rahmen einer Aktion, die den Widerstand gegen Diktatoren thematisierte, ein ferngesteuerter Drucker am Fenster eines Hotelzimmers am Istanbuler Gezipark Flugblätter mit der Aufschrift „Tod dem Diktator“ auf die Straße. Der türkische Geheimdienst MIT rätselte lange, wer dahinter stecken könnte. Ein hörbar aufgeregter Moderator von der Agentur DHA spekulierte, Deutschland würde mit „PKK, DHKP-C oder FETÖ” eine neue Gezi-Revolte anzetteln.