In Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, kamen vor einigen Tagen 45 Personen zusammen, um sich in der ehrwürdigen Aula des „Kinos unterm Dach“ gemeinsam den Film „Eine Brücke nach Rojava“ von Ekrem Heydo anzuschauen. Organisiert wurde die Filmvorführung von der Initiative „Schwerin für Rojava“, der Rosa Luxemburg Stiftung Mecklenburg-Vorpommern, artistik-Film sowie dem Verein „Kino unterm Dach“. Der Dokumentarfilm handelt von der Städtepartnerschaft des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und der Stadt Dêrik in Nordostsyrien. Zur Diskussion anwesend waren auch der Filmemacher selbst, Turgay Berse als technischer Sachverständiger sowie Elke Dangeleit und Günter Kleff als Mitbegründer:innen des Städtepartnerschaftsvereins und als Protagonist:innen des Films.
Besonders eindringlich sind die Bilder der zahlreichen Grabsteine der im Krieg gegen den IS gefallenen überwiegend jungen Kämpferinnen und Kämpfer sowie die starke Verbundenheit der Bevölkerung mit ihnen. Die von der Türkei errichtete Grenzmauer, an der entlang die Besucher:innen auf ihrem Weg zu anderen Städten und Dörfern von Rojava auf Sichtweite vorbeifuhren, befindet sich in gehöriger Entfernung – der etwa ein Kilometer breite Grenzstreifen liegt brach, weil dort Arbeitende von der Türkei aus beschossen werden können. Besucht wurde unter anderem auch „Jinwar“, ein Dorf, in dem ausdrücklich nur Frauen, manche mit Kindern, als ein Ergebnis der Frauenbefreiung wohnen und arbeiten.
Das ideelle Sinnbild der Brücke zueinander verdeutlicht auch das Logo des Berliner Städtepartnerschaftsvereins. Gemeinsame Projekte machen den praktischen Nutzen einer derartigen Partnerschaft deutlich: etwa eine mobile Klinik bereitzustellen, Schulen zu sanieren und Lehrbücher herzustellen ebenso wie die Ränder eines durch die Stadt Dêrik nur noch als Rinnsal fließenden Flusses wieder zu begrünen. Der Wassermangel ist ein Ergebnis der türkischen Politik, der Region im wahrsten Sinne des Wortes „das Wasser abzugraben“. Der kulturelle Austausch und weitere gegenseitige Besuche verfestigen die Bande zwischen den beiden Orten – eine Kooperation, die es verdient, auf regionaler und/oder lokaler Ebene nachgeahmt zu werden.
In der anschließenden Diskussion ging es um Schwierigkeiten und Erfolge, eine multiethnische und basisdemokratische Konföderation aufzubauen, die den Sprachen und Kulturen der jeweiligen Bevölkerungsgruppen gerecht wird. Trotz der widrigen Bedingungen steht die Bevölkerung im Wesentlichen hinter den Prinzipen und Formen ihrer selbstverwalteten Region Nord- und Ostsyrien – auch bei der steten Gefahr, vom nördlichen Nachbarn angegriffen zu werden.
Auf die Nachfrage, wie eine Partnerschaft von Städten und/oder kleineren Gemeinden ins Leben gerufen werden kann, schilderten Elke Dangeleit und Günter Kleff einen zwar mühseligen, aber offenbar erfolgreichen Prozess gegenseitiger Wertschätzung, anstrengender Diskussionen über Parteigrenzen hinweg sowie mit Geduld und Durchhaltevermögen ein zukunftsträchtiges Projekt zu unterstützen.