Vor Stichwahl: Drittplatzierter empfiehlt Wahl von Erdoğan

Der in der Wahl um das Präsidentenamt in der Türkei ausgeschiedene Ultranationalist Sinan Oğan hat Staatschef Recep Tayyip Erdoğan für die Stichwahl am Sonntag seine Unterstützung zugesagt.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich vor der Stichwahl um das höchste Staatsamt die Unterstützung des Drittplatzierten der ersten Wahlrunde gesichert. Rechtsaußenkandidat Sinan Oğan gab am Montag formal eine Wahlempfehlung für den Amtsinhaber ab. „Ich möchte alle Wähler, die in der ersten Runde für uns gestimmt haben, einladen, Erdoğan zu unterstützen“, sagte er in einer Pressekonferenz im Grand Mercure Hotel in Ankara. „Wir hoffen, dass diese Entscheidung die richtige für unsere Nation und unser Land ist“, äußerte er.

Als Gründe für seine Empfehlung nannte Oğan die „Bekämpfung“ der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), der Bewegung um den im US-Exil lebenden Prediger Fethullah Gülen, die in Ankara hinter dem vermeintlichen Putschversuch vom Juli 2016 gesehen wird und in der Türkei als Terrororganisation gelistet ist, sowie einen Zeitplan zur Abschiebung von Flüchtlingen. Oğan hatte in der ersten Runde der Präsidentenwahl 5,17 Prozent der Stimmen erhalten und sieht sich deshalb bei der Stichwahl als Zünglein an der Waage. Als Lohn für seine Unterstützung forderte er öffentlich einen Posten als Minister oder Vizepräsident.

Seit Tagen wurde in der Türkei spekuliert, wen Oğan empfehlen würde. Beobachter:innen waren aber davon ausgegangen, dass die Wählerschaft des Ultranationalisten zu großen Teilen in das Erdoğan-Lager wechseln würde. Ob Oğans öffentliche Wahlempfehlung tatsächlich einen Einfluss auf die Wählerentscheidung hat, ist umstritten. Kurz vor seiner Rede hat sich das rechte ATA-Wahlbündnis, dessen Kandidat er war, aufgelöst. Einer der ehemaligen Bündnispartner nannte die Erklärung Oğans dessen „eigene politische Präferenz“, ein anderes Ex-Allianz-Mitglied verkündete bereits am Sonntag seine Unterstützung für den Erdoğan-Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu.

Erdoğan verfehlt erforderliche absolute Mehrheit

Nach dem offiziellen Endergebnis zur Präsidentschaftswahl kam Erdoğan in der ersten Runde auf 49,52 Prozent, teilte die Wahlbehörde YSK am Freitag mit. Er tritt am 28. Mai erneut gegen den CHP-Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu an, der auf 44,88 Prozent der Stimmen kam. Der noch vor der Wahl ausgeschiedene Muharrem Ince erhielt 0,43 Prozent.