Vertreter der nordostsyrischen Autonomieverwaltung in Nürnberg

„Efrîn darf nicht zur neuen Hauptstadt des islamischen Kalifats werden“, forderten Vertreter*innen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien heute an einem Info-Stand in Nürnberg.

Vertreter*innen der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien waren heute in Nürnberg mit einem Info-Stand zur aktuellen Lage der Menschen in Efrîn. In einem Flyer und in mehreren Reden wurde darauf hingewiesen, wie der türkische Staat Schritt für Schritt die Demografie der Region veränderte, indem er Dschihadisten und ihre Familien von Idlib nach Efrîn brachte. Nach dem Fall von Raqqa, der selbsternannten Hauptstadt des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) ist es offensichtlich, dass die Türkei mit dschihadistischen Verbündeten ein neues „Zentrum des islamistischen Kalifats“ braucht. Die Vertreibung der kurdischen Bevölkerung Efrins sollte dafür Raum schaffen. Die Errichtung eines sogenannten „sicheren“ Gebiets ist der Vorwand, um die Besatzung Nordsyriens durch die Türkei voran zu treiben. Efrîn war ein „sicheres“ Gebiet – bis die türkische Armee mit deutschen Panzern einrollte. Seitdem sind Plünderungen, Verschleppung und Folter an der Tagesordnung.

Viele ehemalige Bewohner*innen von Efrin flohen nach Nordostsyrien, andere nach Europa, aber die meisten – ca.120.000 Menschen – leben in selbstverwalteten Camps in der Gegend von Şehba. Die Situation dort ist katastrophal, eine Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern und medizinischer Versorgung ist nicht gewährleistet. Die internationale humanitäre Hilfe ist aufgrund des Drucks des türkischen Staates begrenzt.

Den Feinden der Menschheit entgegentreten

Eine Vertreterin der PYD erklärte: „Die Errichtung einer ‚Hauptstadt des Kalifats‘ in Efrîn unter türkischer Kontrolle stellt nicht nur eine ernsthafte Bedrohung für Nord- und Ostsyrien dar, sondern auch für Europa und die gesamte freie und demokratische Welt. Die türkischen Söldner und Dschihadisten töten und erpressen weiterhin die Menschen – darunter auch Eziden, Aleviten und Christen, die in Efrîn geblieben sind und sich geweigert haben, sich der türkischen Besatzung zu ergeben. Die internationale Gemeinschaft schweigt über diese Verbrechen.

Wir, die Völker aus Nord und Ostsyrien – Araber, Kurden, Syrer, Assyrer, Turkmenen, Christen, Muslime und Eziden – glauben, dass es eine Gefahr für die ganze Welt ist, Efrîn zu einem sicheren Hafen für Terroristen zu machen. Wir versichern der Weltgemeinschaft, dass wir die menschlichen und demokratischen Werte und die Geschwisterlichkeit der Völker wie immer verteidigen werden. Wir werden alles tun, um die verachtenswerten Pläne der Türkei zu verhindern. Wir werden es nicht zulassen, dass die Türkei in Efrîn eine ‚Hauptstadt des Kalifats‘ errichtet. Wir rufen die internationale Gemeinschaft, die demokratischen Mächte und die Verfechter menschlicher Werte auf, uns zur Seite zu stehen, um den Feinden der Völker und der Menschheit entgegenzutreten. Massenmord und demografischer Wandel dürfen keinen Platz in der zivilisierten Menschheit haben.“

Interessierte in Nürnberg können sich auch noch am Freitag, 9. August 2019, und am Samstag, 10. August 2019, am Info-Stand der PYD auf dem Ludwigsplatz (Ehekarussell) jeweils ab 18 Uhr informieren.