Vereinigte Widerstandskräfte: Die Kämpfe verbinden

Der Kampf gegen den Faschismus in der Türkei braucht sowohl wirtschaftliche, politische und soziale Antworten, als auch den solidarischen Schulterschluss aller revolutionär-demokratischer Kräfte, fordert das neue Bündnis „Vereinigte Widerstandskräfte“.

Unter dem Namen „Vereinigte Widerstandskräfte“ (tr. Birleşik Mücadele Güçleri) haben sich in Kurdistan und der Türkei mehrere linke und sozialistische Bewegungen zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen, um dem islamofaschistischen Regime in Ankara organisiert entgegenzutreten. Die Deklaration des Bündnisses, dem die Partei der demokratischen Regionen (DBP), Revolutionäre Partei (DP), Sozialistische Partei der Unterdrückten (ESP), Plattform Vereinigte Kräfte (MBP), Föderation der sozialistischen Räte (SMF) und Partizan angehören, wurde am Donnerstag in Istanbul abgegeben. Eine ursprünglich zur Bekanntmachung des Zusammenschlusses geplante Kundgebung der HDP war von der Polizei gewaltsam aufgelöst worden, 65 Personen wurden festgenommen. Eine Gruppe von Abgeordneten, darunter  Gülistan Kılıç Koçyiğit, Nuran Imir, Dilan Dirayet Taşdemir, Kemal Bülbül, Dilşat Canbaz Kaya, Musa Piroğlu und Saliha Aydemir, sowie Mitglieder verschiedener Gruppen unter dem Dach der neuen Bewegung wichen daraufhin in die SMF-Zentrale aus. Nuran Imir verlas die Deklaration auf Kurdisch, ihre Fraktionskollegin Dilşat Canbaz Kaya auf Türkisch.

„Wir befinden uns in Kurdistan und der Türkei an einem Punkt, der uns bedeutsame politische und gesellschaftliche Entwicklungen bietet. Während sich die wirtschaftliche, politische und soziale Krise des imperialistischen Kapitalismus mit jedem Tag vertieft, wüten weiterhin die Angriffe des faschistischen Bündnisses aus AKP, MHP und Ergenekon. Die Bedingungen zeigen, dass weder ein auf die vom Faschismus gezogenen Grenzen beschränktes Verständnis, noch entsprechende Lösungsvorschläge ein Rezept für Befreiung sein können. An dieser Schwelle ruft die Geschichte die linken, sozialistischen, revolutionären, demokratischen und patriotischen Kräfte zur Pflicht. Wir deklarieren hiermit, dass wir diesem Appell folgen und den Kampf Seite an Seite ausbauen werden.

Die Arbeitenden und andere Angehörige des Proletariats, die Frauen, die Jugend und die Völker Kurdistans und der Türkei setzen seit langer Zeit hartnäckig ihren Marsch entlang der Widerstandslinie fort. Nahezu alle Gruppen der Gesellschaft, von Mitgliedern der Anwaltschaft und dem Ingenieurwesen über Gesundheitsbedienstete und Intellektuelle bis zu den Armen in den Städten und den Werktätigen in den Dörfern, sind Teil dieser kämpferischen Tradition geworden und erheben ihre Einwände gegen die faschistische Regierung.

Aus allen Ecken des Landes erhebt die Bevölkerung der Dörfer ihre Stimme gegen die Ausbeutung der Natur durch Bergwerke, Straßenbau und Wärmekraftwerke. Menschen gehen auf die Barrikaden, um Lebensräume gegen alle Arten kapitalistischer Plünderung zu schützen. Frauen bilden einen mächtigen Wall gegen die frauenfeindliche, patriarchalische, reaktionäre und faschistische Praxis des Regimes und führen einen wegweisenden Widerstand an, der alle Unterdrückten inspiriert. Die Jugend zündet den Funken des Widerstands in den Universitäten und auf den Straßen.

Ob berufstätig, arbeitslos oder studierend: die Jugend rebelliert gegen die gegenwärtige Ordnung und die von ihr gebotene Zukunftlosigkeit. Das Treuhandregime hat dem kurdischen Volk sein aktives und passives Wahlrecht entrissen und erreicht heute mit der Zwangsverwaltung an der Boğaziçi-Universität eine neue Stufe. Der von den Studierenden angeführte Widerstand entwickelt sich mit seinen Losungen ‚Wir werden uns nicht beugen‘ und ‚Wir werden nicht nach unten schauen‘ zu einer großen sozialen Explosion.

In Fabriken und auf den Straßen, in Feldern und auf dem Campus, kurzum in allen Bereichen des Lebens leisten Pionierinnen und Pioniere Widerstand und organisieren ihre Kämpfe. Es ist nicht möglich, von dieser fragmentierten Realität des Kampfes, dessen Grundlage die Masse an Wut der Gesellschaft ist, zu einem kraftvollen Zusammenwirken überzugehen. Das revolutionär-demokratische Potenzial des Widerstands und der Zorn der Bevölkerung gehen nicht fließend ineinander über.

Als revolutionäre, linke, sozialistische, demokratische und patriotische Kräfte der Türkei und Kurdistans müssen wir der Verantwortung gerecht werden, die uns die derzeitigen Entwicklungen bieten. Aus diesem Grund sehen wir es als unsere Pflicht an, alle Einwände und Widerstände in einem gemeinsamen Strom fließen zu lassen.

Aufbauend auf dieser Verantwortung werden wir in allen Bereichen des Lebens unseren Widerstand Schulter an Schulter führen. Unsere Losung lautet: ‚Vereinen wir uns gegen den Faschismus, organisieren wir uns, verstärken wir den Kampf‘. Indem wir die Formen des Kampfes bestimmen und auf kreative Weise auf vorrangige Ziele und Anforderungen reagieren, wollen wir gemeinsame Schritte für einen Marsch gegen den Faschismus setzen, der unser Leben und unsere Arbeit erfasst, und den Kampf ausweiten. Wir sind fest entschlossen, die Grundlage des gemeinsamen Widerstands zusammen mit allen revolutionär-demokratischen Kräften in der Türkei, insbesondere mit dem HDK und der HDP, Seite an Seite solidarisch zu stärken.“