USA wollen türkische Offensive in Nordsyrien verhindern

Die Türkei droht weiter mit einer Besatzung der selbstverwalteten Gebiete Nord- und Ostsyriens. Die USA haben angekündigt, „einseitige Vorstöße” zu verhindern. Die Pläne Ankaras gefährden gemeinsame Interessen, heißt es.

Die USA wollen die angekündigte türkische Besatzung Nord- und Ostsyriens verhindern. „Wir denken, dass jede einseitige Aktion von ihnen (der Türkei) inakzeptabel wäre”, sagte Verteidigungsminister Mark Esper am Dienstag auf seiner Reise nach Japan zu Journalist*innen. „Wir werden einseitige Vorstöße verhindern, die wieder gemeinsame Interessen gefährden, die die USA, die Türkei und die QSD haben.” Derweil trafen sich die Unterhändler Washingtons und Ankaras zu einem letzten Gesprächsversuch über die seit langem von der Türkei geforderte Pufferzone.

Seit der Befreiung der selbstverwalteten Gebiete Rojavas von der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat” (IS) wird die Sicherheit der Region von den Komponenten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gewährleistet. Dazu gehören auch die Volksverteidigungseinheiten YPG, die in der Türkei als „Terrororganisation” eingestuft sind. Unter dem Vorwand, die YPG stellten eine Bedrohung für die Sicherheit der Türkei dar, fordert Ankara eine Pufferzone in der Region und droht immer wieder mit einem Einmarsch in Nordsyrien. Zuletzt hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Sonntag erklärt: „Wir sind nach Afrin, Dscharabalus und al-Bab gegangen und wir werden in das Gebiet östlich des Euphrats gehen.“ Ende Juli hieß es, unabhängig vom Ausgang der Diskussionen über die Sicherheitszone sei die Türkei entschlossen, „den Terrorkorridor östlich des Euphrat zu zerstören.” Für die USA sind die YPG dagegen ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Terrormiliz IS.

Im Streit um die Einrichtung einer Sicherheitszone an der syrisch-türkischen Grenze hat die kurdische Selbstverwaltung vor einem türkischen Angriff auf Rojava gewarnt. Die Türkei müsse „abgeschreckt” werden, sagte der PYD-Politiker Aldar Xelîl. Für die von Ankara vorgesehene Pufferzone besteht die Türkei auf einem Gebiet, das 30 bis 35 Kilometer weit reichen soll. Die nordostsyrische Autonomieverwaltung dagegen strebt eine Verhandlungslösung an und bietet eine Überwachung der Grenze durch Streitkräfte der internationalen Koalition in einer fünf Kilometer breiten Zone unter Kontrolle lokaler Kräfte an, aus der die YPG/YPJ abgezogen werden könnten. Dort sollen außerhalb der Städte Patrouillen stattfinden, an denen auch unbewaffnete türkische Beobachter teilnehmen könnten. Im Gegenzug müsse den Vertriebenen aus Efrîn das Recht zugestanden werden, in ihre Heimat zurückkehren zu können. Bisher fand dieser Vorschlag keine Akzeptanz.

Eine weitere türkische Invasion in Nordsyrien könnte schwerwiegende Folgen haben. Eine große Gefahr sieht Aldar Xelîl insbesondere aufgrund der vielen IS-Gefangenen. Im Falle eines Angriffs könnten die Gefangenen nicht mehr ausreichend bewacht werden. „Entweder wir kämpfen oder wir überwachen Gefangene. Wir können nicht beides tun“, sagte Xelîl der Washington Post.