Einer Erklärung des türkischen Energieministers Fatih Dönmez am Freitag zufolge, will die Türkei in drei oder vier Monaten im östlichen Mittelmeer mit Ölbohrungen zu beginnen. Dagegen protestierte die griechische Regierung am Montag scharf. Die Bohrungen der Türkei auf der griechischen Kontinentalplatte seien ein Versuch „die souveränen Rechte Griechenlands an sich zu reißen“, warnte der griechische Außenminister Nikos Dendias und erklärte, Griechenland sei „bereit, dieser neuen Provokation zu begegnen, wenn die Türkei sie tatsächlich umsetzt“.
Einerseits geht es dabei um die Ausbeutung der gewaltigen Gas- und Erdölvorkommen, die im Osten von Zypern entdeckt wurden, andererseits aber auch um ein wesentlich ambitionierteres Ziel. Die aggressive Ölbohrungspolitik der Türkei im Mittelmeerraum ist als Teil des neoosmanischen Projekts des Erdoğan-Regimes zu betrachten. Zusammen mit dem Chef der islamistischen Muslimbruderregierung in Libyen unter Fayiz as-Sarradsch hatte die türkische Regierung den östlichen Mittelmeerraum aufgeteilt und auf eigene Faust die türkischen Seegrenzen bis vor Kreta ausgeweitet. Die Türkei versucht mit aller Macht, das Sarradsch-Regime gegen russische und ägyptische Interessen an der Macht zu halten, um einen mit einem Marionettenregime versehenen neoosmanischen Brückenkopf in Nordafrika zu haben und über die Muslimbruderschaft weiter nach Ägypten zu expandieren. Diese so unrealistischen wie aggressiven imperialen Pläne schlagen sich auch in der Mittelmeerpolitik der Türkei nieder. Sollte die Türkei auf den Bohrungen bestehen, existiert ein reales Potential einer gefährlichen Eskalation. EU und Bundesregierung kritisierten das Seeabkommen zwischen der Türkei und Libyen zwar scharf, inwiefern sich Europa allerdings erneut durch die Rolle der Türkei bei der Abschottung Europas auch in dieser Frage unter Druck setzen lassen wird, bleibt abzuwarten.