Türkei-Protest bei Bombenentschärfung in Göttingen

In Göttingen sind Aktivist*innen auf Bäume in einer Evakuierungszone geklettert, in der eine Weltkriegsbombe entschärft werden sollte. „Bomben entschärfen überall. Kein Krieg in Nordsyrien“, forderten sie.

Aktivist*innen kletterten heute früh in Göttingen auf Bäume in einer Evakuierungszone, in der eine Weltkriegsbombe entschärft werden soll. Mit ihrer Aktion protestierten sie gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Türkei gegen das demokratische Nordsyrien und die deutsche Mithilfe daran. „Bomben entschärfen überall. Kein Krieg in Nordsyrien“ stand auf ihrem Banner.

„Wir wollen die Menschen in Göttingen bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass Bomben nichts Gutes bringen. Nirgendwo. Deswegen müssen wir uns gegen deutsche Waffenexporte und für eine sofortige Beendigung des Krieges in Nordsyrien einsetzen“, so Erich Wünsche von der Aktionsgruppe Entschärfen überall

„Am 9. Oktober marschierten Erdoğans Truppen in das weitgehend von demokratisch organisierten Kurden bewohnte Gebiet in Nordsyrien ein. Seitdem kam es zu zahlreichen Todesopfern. 100 000 Menschen befinden sich auf der Flucht vor der türkischen Invasion. Die Türkei ist NATO-Mitglied und führt den Angriffskrieg mit Waffen aus Deutschland. Die Bevölkerung von Nordsyrien arbeitet seit Jahren an Selbstbestimmung, Frauenbefreiung und Basisdemokratie. Zeitgleich kämpfte sie erfolgreich gegen den Islamischen Staat“, teilt die Aktionsgruppe in einer Presseerklärung mit.

„Natürlich wollen wir, dass Bomben entschärft werden und Menschen sicher nach Hause kommen. Allerdings fallen gerade deutsche Bomben auf Nordsyrien. Menschen sterben dort, werden verletzt und sind gezwungen zu fliehen. Es ist auch in der Verantwortung der deutschen Öffentlichkeit, gegen diesen Angriff vorzugehen, der letztlich ein Angriff auf uns alle ist. Denn die Bevölkerung in Nordsyrien hat einen Aufbruch gewagt, von dem wir viel lernen können, wenn wir Krisen wie dem Klimawandel begegnen wollen. Dort wurde ein basisdemokratisches, ökologisches und geschlechtergerechtes Gesellschaftssystem entwickelt und gelebt. Das militärisch anzugreifen, anstatt davon zu lernen, ist auch ein Schlag ins Gesicht kommender Generationen“,  so Indigo von der Aktionsgruppe Entschärfen überall.

„Wir rufen alle auf, sich zu informieren, und gegen diesen menschenverachtenden Krieg vorzugehen. Wenn wir weiter schweigen, dann lassen wir zu, dass so etwas passiert“, erklärt Indigo weiter.

Unter dem Slogan #riseup4rojava finden heute weltweit Demonstrationen für eine sofortige Beendigung des Krieges statt. Für den 19. Oktober 2019 sind weitere Massendemonstrationen geplant.