Trauer in Dresden um Erdbebenopfer

Viele in Europa lebende Kurdinnen und Kurden haben Angehörige bei der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet verloren. In Dresden wurde am Wochenende gemeinsam getrauert.

Bei den beiden schweren Erdbeben am 6. Februar mit Epizentrum in Gurgum (tr. Maraş) sind Zehntausende Menschen ums Leben gekommen. In der Türkei wird die Zahl der Toten mit über 41.000 angegeben, die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) gab zuletzt 7535 festgestellte Todesfälle für Syrien an. Die Toten werden auch in Europa betrauert, viele Angehörige leben hier.

Im kurdischen Verein in Dresden haben Angehörige von Todesopfern am Wochenende gemeinsam getrauert. Der Frauenrat Uta hatte dazu eingeladen, den Schmerz über die Erdbebenkatastrophe zu teilen. Zahlreiche Menschen kamen in den Verein, um Anteil zu nehmen und den Hinterbliebenen zu kondolieren. Unter den Trauergästen war auch Fatoş Göksungur, die Ko-Vorsitzende des kurdischen Europaverbands KCDK-E. Der Verband und die ihm angeschlossenen Vereine und Institutionen führen seit zwei Wochen Solidaritätskampagnen zur Unterstützung der Erdbebenopfer durch. Die gesammelten Spenden gehen an den Kurdischen Roten Halbmond (Heyva Sor A Kurdistanê e.V.), der direkt vor Ort Hilfe leistet.

Seit hundert Jahren Völkermord

Fatoş Göksungur hielt am Sonntag nach einem gemeinsamen Essen im kurdischen Verein in Dresden eine Ansprache, in der sie auf die Bedeutung der gesellschaftlichen Solidarität einging. „Wir alle empfinden selbst beim Essen Scham“, sagte Göksungur und wies darauf hin, dass das Epizentrum des Erdbebens in einer Region mit überwiegend kurdisch-alevitischer Bevölkerung lag: „Die kurdischen Alevitinnen und Aleviten haben in den letzten hundert Jahren schreckliche Dinge erlebt. Die auf einen Völkermord abzielende Politik des türkischen Staates wird auch nach dem Erdbeben fortgesetzt. Wir sind miteinander solidarisch und teilen wie unsere Freude auch unseren Schmerz und unsere Trauer.“

Wir müssen unsere Wunden selbst heilen“

Der türkische Staat habe von Anfang an die selbstorganisierte Hilfe im Erdbebengebiet behindert, erklärte Göksungur weiter. Sein Ziel sei es, Kurdistan zu entvölkern und eine demografische Veränderung herbeizuführen. „Aus diesem Grund wurde nicht rechtzeitig Hilfe geleistet. Die Hilfskampagne der HDP und zivilgesellschaftlicher Organisationen wird systematisch blockiert, Hilfsgüter werden beschlagnahmt. Trotzdem geht die Unterstützung weiter. Als in der Diaspora lebende Kurdinnen und Kurden müssen wir gemeinsam mit unseren Freundinnen und Freunden alles tun, um den Schmerz unseres Volkes zumindest ansatzweise zu lindern. Wir dürfen die Menschen nicht der türkischen Staatspolitik überlassen. Wir müssen unsere Wunden selbst heilen und unsere Solidarität ausweiten, damit die Hilfe alle Betroffenen erreicht.“

Am gesamten Wochenende wurden in Dresden und an anderen Orten in Europa weiter Spenden für Heyva Sor A Kurdistanê gesammelt.

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