Gedenken an die Sprösslinge der Revolution

Zum 53. Jahrestag der Hinrichtung von Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan haben vielerorts in der Türkei Aktionen stattgefunden. Teilnehmende erinnerten an das politische Erbe der drei Sprösslinge und riefen dazu auf, ihren Kampf fortzusetzen.

Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan, Hüseyin İnan

In vielen Städten der Türkei haben Menschen am Dienstag der drei am 6. Mai 1972 hingerichteten Revolutionäre Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan gedacht. Auf Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen wurde die Bedeutung ihres politischen Erbes betont: Unabhängigkeit, Sozialismus und der gemeinsame Kampf des türkischen und kurdischen Volkes gegen Unterdrückung.

Die Gedenkaktionen standen unter dem Motto: „Unser Weg ist der Weg von Deniz, Yusuf und Hüseyin – jener, die auf dem Weg zum Galgen ‚Es lebe der gemeinsame Freiheitskampf von Kurd:innen und Türk:innen’ riefen“.

Grabbesuch in Ankara

In Ankara versammelten sich zahlreiche Menschen, darunter Vertreter:innen von Parteien, Gewerkschaften, zivilgesellschaftlichen Organisationen, am Grab der drei Revolutionäre auf dem Karşıyaka-Friedhof. Vor dem Friedhofstor wurde eine gemeinsame Erklärung verlesen. Mehmet Aydoğdu vom linken Gewerkschaftsbund KESK betonte, dass „die Drei“ wegen ihres Kampfes gegen Imperialismus und für soziale Gerechtigkeit getötet worden seien: „Sie kämpften für demokratische Bildung, für die Befreiung der Arbeiter:innen und Bäuer:innen, für eine unabhängige Türkei – und für Frieden in der Welt.“

Ankara

Im Anschluss zogen die Teilnehmenden in einem stillen Marsch zu den Gräbern, wo Blumen niedergelegt und Parolen wie „Revolutionäre sterben nicht“ und „Unsere Antwort ist Revolution“ gerufen wurden.

Überall im Land: Kundgebungen, Gedenkmärsche, Statements

In der kurdischen Metropole Amed (tr. Diyarbakır) betonte die Jugendorganisation der Partei EMEP die antikapitalistische Haltung von Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan und verwies auf die Verbindung zwischen heutiger Jugendbewegung und den Ideen der 68er: „Der Traum von Unabhängigkeit und Sozialismus lebt weiter“, hieß es in der Erklärung.

In Dersim (Tunceli), Mersin, Adana, Antalya, Izmir, Istanbul, Eskişehir und weiteren Städten fanden ebenfalls Gedenkveranstaltungen statt – organisiert von linken Parteien, Jugendorganisationen, Frauenverbänden, Menschenrechtsgruppen und lokalen Bündnissen für Demokratie und soziale Gerechtigkeit.

Dersim

In Mersin wurde symbolisch an die letzten Worte der Hingerichteten erinnert. In Istanbul zogen Jugendorganisationen von Taksim nach Dolmabahçe, um gegen Repression, Armut und Perspektivlosigkeit zu protestieren. Dort hieß es: „Wer Deniz, Yusuf und Hüseyin tötete, war derselbe Staat, der heute die Stimmen der Jugend zum Schweigen bringen will.“

In Izmir versammelten sich zahlreiche Menschen vor dem Türkan-Saylan-Kulturzentrum, wo Redner:innen betonten, dass die damaligen Hinrichtungen nicht nur ein juristisches Unrecht, sondern ein gezielter Schlag gegen den Widerstand gewesen seien.

In Adana und Eskişehir wurde besonders hervorgehoben, dass die damaligen Forderungen – nach Gleichheit, Bildung, Frieden und Selbstbestimmung – bis heute nicht erfüllt seien und dass der Kampf der Jugend in dieser Tradition weitergehe.

Amed

„Ein Erbe, das weiterlebt“

Der Tenor aller Veranstaltungen war eindeutig: Die drei Sprösslinge der Revolution, wie Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan genannt werden, mögen physisch getötet worden sein – ihr politisches Vermächtnis jedoch lebt in den Kämpfen der Gegenwart weiter. „Sie sind nicht nur in unseren Erinnerungen, sondern in unserem organisierten Kampf lebendig“, so Ece Emen vom Jugendrat des HDK in Istanbul.

Die Hinrichtung der Anführer der 68er-Bewegung

Deniz Gezmiş, Yusuf Aslan und Hüseyin İnan waren führende Köpfe der linken Jugend und Anführer der 68er-Bewegung in der Türkei. Sie wurden nach einem umstrittenen Prozess heute vor 53 Jahren im Alter von 25, 24 und 23 Jahren in Ankara hingerichtet. Ihr Kampf gegen Imperialismus, Faschismus und soziale Ungleichheit ist Teil eines globalen Widerstandes, der bis heute andauert.