THIRTYSIX FIGHTS für die Frauenrevolution in Rojava

Die Kampfsportveranstaltung THIRTYSIX FIGHTS zur Unterstützung eines Frauenhauses in Rojava war ein voller Erfolg. Neben spektakulärer Unterhaltung durch hochklassige Kämpfe gab es im SO36 in Berlin viel Raum für inhaltlichen Input.

Jin Jiyan Azadî

Am Samstag fand die bereits dritte Auflage der Kampfsportveranstaltung THIRTYSIX FIGHTS im Berliner Club SO36 statt. Die Veranstaltenden unterstützen mit ihren Events jeweils ein bestimmtes Projekt in Kurdistan, welches stellvertretend für den kurdischen Befreiungskampf nach einer basisdemokratisch organisierten Gesellschaft steht. So gingen sämtliche Gewinne der ersten Veranstaltung 2018 an eine Prothesenwerkstatt in Qamişlo (Rojava), während mit der nächsten Auflage 2022 der Gesundheitsrat des Geflüchtetencamps Mexmûr in Südkurdistan (Nordirak) unterstützt wurde.

Dieses Jahr fand die Solidaritätsgala unter dem Motto „Jin Jiyan Azadî - United for the Women‘s Revolution in Rojava“ statt. Unterstützt wird damit das erste Frauenhaus in der Region Cizîrê. Denn trotz großer Fortschritte der vor zwölf Jahren begonnenen Revolution in Rojava, sind auch heute noch Frauen von patriarchaler Unterdrückung betroffen. Diesen bietet die Einrichtung nicht nur Schutz vor Gewalt, sondern auch Bildung und psychologische Betreuung, um sie in ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Unabhängigkeit zu stärken.

Evîn Paşo

Nachdem sich um 13 Uhr die Türen des SO36 öffneten, war der Kreuzberger Club um kurz nach 14 Uhr bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach einer kurzen Begrüßung durch das Moderationsduo startete das Programm mit einem Live-Videocall mit Evîn Paşo. Evîn ist Vorsitzende des Frauengremiums der demokratischen Selbstverwaltung in Cizîrê und gleichzeitig Leiterin des Frauenhauses. Sie berichtete über ihre Arbeit, bedankte sich herzlich bei allen Anwesenden für die Unterstützung und betonte die Bedeutung von internationaler Solidarität mit der Revolution und dem Kampf der Frauen in Rojava. Der Beitrag ließ die meisten der Zuschauenden beeindruckt zurück.

Im Anschluss folgten insgesamt 14 Kämpfe in den Disziplinen Muay Thai, Boxen und K1, wovon sechs Paarungen aus FLINTA Personen bestanden. Die Teilnehmer:innen stammten aus nahezu allen Regionen Deutschlands, außerdem aus Ungarn, Italien und Katalonien. Die spektakulären Fights sorgten für euphorische Stimmung im SO36. Auch wenn nach jedem Kampf ein:e Sieger:in durch die professionellen Judges bestimmt wurde, erhielten am Ende alle Kämpfenden neben der Anerkennung des Publikums eine Medaille und ein T-Shirt mit dem Logo der Veranstaltung als Dank für ihre Teilnahme.

In einem weiteren Video Call berichtete eine Bewohnerin des Frauenhauses von ihrer Geschichte, und den gewalttätigen Zuständen, die sie veranlasst haben, in eine Schutzeinrichtung zu ziehen. Die Sprecherin, die aus Sorge vor negativen persönlichen Konsequenzen maskiert vor die Kamera trat, hob in ihrer Rede die fundamentale Rolle des Frauenhauses bei der selbstbestimmten Neuausrichtung ihres Lebens hervor.

Der dritte inhaltliche Beitrag kam von einer Vertreterin des Kurdischen Frauenbüros für Frieden -CENÎ. Die Genossin hielt im Boxring stehend eine Rede über die aktuelle Situation in Rojava und Gesamtkurdistan. Dabei betonte sie insbesondere die Wichtigkeit der Befreiung der Frauen, ohne die es keine gesamtgesellschaftliche Befreiung geben kann.
Neben dem inhaltlichen und sportlichen Programm gab es einen Merchandise Stand, auf dem die Zuschauer:innen Solidaritäts-T-Shirts der Veranstaltung und einen limitierten und signierten Siebdruck des Berliner Künstlers Reinhard Kleist erwerben konnten. Daneben hatte das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit (Civaka Azad) einen Informationsstand mit Büchern und Informationsmaterial aufgebaut. Einen weiteren Beitrag leistete eine Kaffeebar des Hamburger Kollektivs Café Libertad, deren Erlös ebenfalls dem Frauenhaus zu Gute kommt.

Das Programm endete um 20 Uhr. Nach einer kurzen Umbauphase wurden die Türen des SO36 erneut für eine anschließende Party geöffnet, die von den Organisator:innen gemeinsam mit zwei Antirepressionsgruppen veranstaltet wurde. Neben dem Frauenhaus gehen die Erlöse der Party an die Gruppe „wir haben eine Verabredung“ und „BASC“. Beide unterstützen aktuell Betroffene von staatlicher Repression.

Insgesamt sprechen die Organisator:innen von einem rundum erfolgreichen Tag. Neben spektakulärer Unterhaltung durch hochklassige Kämpfe gab es viel Raum für inhaltlichen Input. Die Endabrechnung steht noch aus, doch sind sich die Veranstaltenden sicher, auch dieses Jahr wieder eine Summe zwischen 7.000€ und 10.000€ spenden zu können. Darüber hinaus hat die Organisation dazu beigetragen, neue Kontakte aufzubauen und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen.

Wer für das Frauenhaus spenden möchte, kann dies immer noch tun:
Name: Kurdistanhilfe e.V.
IBAN: DE40 2005 0550 1049 2227 04
Stichwort: Women‘s Shelter

Mit Fotos aus YÖP