In Silêmanî in Südkurdistan findet ein Symposium zum Thema „Der Kampf gegen den IS“ statt. An der von der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien und einer Rojava-Unterstützungsgruppe ausgerichteten Veranstaltung nehmen Vertreter:innen vom Nationalkongress Kurdistan (KNK), der Patriotischen Union Kurdistan (YNK), der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), der in Südkurdistan aktiven Azadî-Bewegung, des Volksrats von Mexmûr, der Autonomieverwaltung aus Şengal, der Gemeinschaften der Kakai, Schabak und Feyli sowie viele weitere Persönlichkeiten aus Kurdistan, dem Irak und Europa teil.
Auf dem Symposium geht es in zwei inhaltlichen Blöcken um die zunehmende Aktivität der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und mögliche Handlungsstrategien im Kampf gegen eine erneute Ausbreitung der islamistischen Ideologie. Wichtige Fragen zu diesem Thema sind der Umgang mit den internierten IS-Verbrechern und eine parteiübergreifende Zusammenarbeit in Kurdistan.
Im Namen der Rojava-Unterstützungsgruppe erklärte Bekir Şêx Salim auf dem Symposium: „Wir beobachten in der letzten Zeit zunehmende Bewegungen der IS-Banden in Südkurdistan, Rojava und dem Irak. Wenn der IS mit der versuchten Erstürmung des Sina-Gefängnisses in Hesekê Erfolg gehabt hätte, wäre eine noch größere Gefahr nicht nur auf das kurdische Volk, sondern auf die ganze Welt zugekommen. Die zunehmenden Aktivitäten des IS erfordern eine Auseinandersetzung mit der Strategie im Antiterrorkampf. In diesem Zusammenhang wollen wir über das Vorgehen gegen den IS und den Umgang des irakischen Staats mit den internierten IS-Anhängern diskutieren. Nicht nur dem kurdischen Volk, auch den internationalen Kräften fällt dabei eine große Aufgabe zu.“
„Die internationale Koalition hat versagt“
Auf der Veranstaltung wurde ein eindrucksvoller Filmbeitrag über die vom IS begangenen Verbrechen gezeigt. In dem Video wird auch der Kampf der PKK-Guerilla und der YPG/YPJ in Rojava und Şengal gegen den IS dargestellt. Die QSD-Kommandantin Sozdar Dêrik führte in einem Referat zum Kampf gegen den IS in Nordostsyrien aus, dass zuletzt in Hesekê 121 Menschen ums Leben gekommen sind: „In Rojava gibt es über 10.000 Gefallene. Menschen aus ganz Kurdistan haben sich dem Widerstand angeschlossen und sind gefallen. Der Kampf gegen den IS hat einen hohen Tribut gefordert. Dadurch konnte die Territorialherrschaft des IS beendet werden. Tausende IS-Mitglieder sind interniert worden und wir werden mit dieser Verantwortung allein gelassen. Auch was in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî passiert, ist Terror. Diese Gebiete sind vom türkischen Staat besetzt worden, Tausende Menschen wurden getötet.“
Auch Bedran Çiya Kurd betonte als stellvertretender Vorsitzender der Autonomieverwaltung von Nordostsyrien, dass jeder Angriff der Türkei auf Rojava dem IS zu neuer Stärke verhilft und den Antiterrorkampf behindert. Die türkischen Besatzungszonen in Nordsyrien bezeichnete der kurdische Politiker als „Terrornester“. Bedran Çiya Kurd kritisierte die internationale Koalition gegen den IS dafür, dass bei der Bekämpfung der islamistischen Organisation lediglich militärische Unterstützung geleistet werde: „Der IS-Terror muss jedoch auch wirtschaftlich, kulturell, sozial und bildungspolitisch bekämpft werden. Dabei hat die Koalition versagt. Sie hat ihre Funktion nicht erfüllt und damit eine Wiederbelebung des IS ermöglicht.“
In weiteren Beiträgen wurde gefordert, dass die ausländischen IS-Verbrecher von ihren Herkunftsstaaten zurückgeführt und vor Gericht gestellt werden. Außerdem wurde die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit zwischen Nordostsyrien und Südkurdistan betont. Das Symposium wird nachmittags fortgesetzt.