Sylvia Weber: Neujahrsfest in einer Ausnahmesituation

Die Integrationsdezernentin Sylvia Weber war als Gastrednerin zu der für heute geplanten Newrozfeier in Frankfurt eingeladen. Die Veranstaltung musste abgesagt werden, Sylvia Weber hat statt ihrer Rede ein Grußwort veröffentlicht.

Am 21. März feiern die Völker des Mittleren Ostens Newroz als Beginn des neuen Jahres und des Frühlings. Für Kurdinnen und Kurden ist Newroz zudem der Ausdruck ihrer Bestrebungen für Frieden, Freiheit und Demokratie. Dieses Jahr musste die zentrale Newroz-Veranstaltung, die heute in Frankfurt am Main stattfinden sollte, aus Infektionsschutzgründen abgesagt werden.

Die Frankfurter Integrationsdezernentin Sylvia Weber war als Gastrednerin eingeladen. Da sie ihre Rede nicht halten konnte, hat sie ein Grußwort veröffentlicht:

„Unser Frühlingsbeginn am 21. März - und damit für weite Teile der Welt ihr Neujahrsfest - fällt in diesem Jahr in eine Ausnahmesituation. Feiern, die lange geplant wurden, müssen dadurch leider ausfallen.

Viele vermissen schon jetzt die Besuche bei Freundinnen und Freunden und Verwandten. Manche sorgen sich um Menschen, die sie nicht persönlich treffen können. Nicht Wenige sorgen sich auch um ihr persönliches Wohlergehen. Vieles Selbstverständliche ist - geradezu von einem Tag auf den anderen - in Frage gestellt.

Diese Erfahrung kennen viele Menschen auf der Welt seit vielen Jahren, zumal in den Gebieten, die nun auch ihr Neujahrsfest begehen. Sie kennen viele Menschen, die zu uns gekommen oder geflüchtet sind und die noch viel Schlimmeres erlebt haben. Viele Menschen weltweit, die gerade ihr Neujahrsfest begehen, leiden zudem unter Krieg, Umweltzerstörung, Verfolgung und auch Diktatur.

Gerade in Zeiten, in denen allerorten Kontakte eingeschränkt sind, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, was unsere Gesellschaft ausmacht: unser Gefühl zusammenzugehören, dass wir Erfahrungen teilen.

Wir fühlen mit Ihnen, ganz persönlich. Wir wünschen Ihnen gerade in dieser Zeit ein gutes neues Jahr. An diesem neuen Jahr können wir alle teilhaben. Denn auch diese Krise trägt in sich einen Neubeginn: Von Hilfsbereitschaft und Solidarität in der Nachbarschaft. Von Wertschätzung der Arbeiten, die zu selten Beachtung finden, z.B. denjenigen, die in den Geschäften jetzt mit besonderem Einsatz unsere Versorgung sicherstellen. Es gibt auch jetzt sehr viel Grund, danke zu sagen.

Wir haben in den letzten Wochen rechtsterroristischer Anschläge erlebt, wie bedroht unsere Freiheit sein kann. Wir alle müssen nun aufpassen, dass in den kommenden Wochen und Monaten dieses Gefühl von Miteinander bleibt. Dass die Menschen Solidarität für einander finden, auch aus der Isolation heraus und über Distanzen hinweg.

Ich wünsche uns allen, dass unsere Gesellschaft durch diese Krise wächst. Nehmen wir diesen Frühlingsbeginn, dieses Neujahr zu Nouruz/Newroz also auch als eine Zeit der neuen guten Vorsätze: Dass unsere vielfältige Stadtgesellschaft auch diese Zeit gut überstehen möge. Weil wir gemeinsam stärker sind - nicht nur als der Hass, sondern auch als eine solche Bedrohung.“