„Staatliche Auftragsmörder haben für Geld 18 Menschen getötet“

Der ehemalige MIT-Funktionär Mehmet Eymür hat zugegeben, dass staatliche Auftragsmörder in der Türkei für Geld 18 Personen ermordet haben und die damalige Ministerpräsidentin Tansu Çiller davon gewusst hat.

Mehmet Eymür, ehemaliger Leiter der Sicherheitsabteilung des türkischen Nachrichtendienstes MIT, hat sich gegenüber Gökçer Tahincioğlu von der Internetzeitung T24 zu den Morden geäußert, die Gegenstand im neu aufgerollten JITEM-Prozess sind. Angeklagt sind in dem Prozess 19 Personen, darunter der ehemalige Innen- und Justizminister und Polizeichef Mehmet Ağar, wegen 18 sogenannten „Morden unbekannter Täter“ im Zeitraum zwischen 1993 und 1996.

In der Meldung wird Eymür als Person bezeichnet, die seit den 1970er Jahren bis heute „in einer Form in den kritischen Kurven, die die Türkei genommen hat, präsent ist, sich einen Namen gemacht hat, als Geheimdienstler Informationen über die Geschehnisse hat oder von dem zumindest angenommen wird, dass er über Informationen verfügt“.

Der Staat braucht keine glatten Männer“

Laut der Meldung auf T24 sagte Eymür, dass Mahmut Yıldırım – bekannt als „Yeşil“, ein Auftragsmörder des „tiefen Staates“ – keinen Grund zur Flucht gehabt hat und vermutlich von „einem derjenigen, die sich das Geld geteilt haben, gesäubert worden“ ist. „Er wurde von vielen benutzt. Wenn er lebt, gab es keinen Grund, von uns wegzulaufen“, so Eymür. Major Ahmet Cem Ersever, eine der Schlüsselfiguren im paramilitärischen JITEM, sei vermutlich von Yeşil ermordet worden. Eymür sagte, dass es noch weitere Auftragsmörder wie Yeşil gibt. Der Staat habe keinen Bedarf nach „glatten Männern“: „Natürlich brauchen wir keine glatten Männer. Welche Nachricht soll ein glatter Mann bringen. Jemand, der in eine Tätigkeit involviert ist, ist sowieso ein schmutziger Mann.“

Die 18 Personen wurden vom Staat ermordet“

Eymür erinnerte daran, dass der ehemalige Militäroffizier und MIT-Agent Korkut Eken, der ihm selbst nahestand, wegen 18 Morden angeklagt ist. Auf die Frage, ob der Staat diese 18 Personen ermordet hat, antwortete Eymür: „Ja, eben. Dieser Prozess ist mit der Aussage von Ayhan Çarkın gemacht worden.“ Ayhan Çarkın, ein Ex-Beamter einer Spezialeinheit der türkischen Polizei, hat 2008 im türkischen TV gestanden, „im Kampf gegen den Terror etwa 1000 Menschen im Dienst des Staates getötet“ zu haben.

Weiter erklärte Eymür: „Der Staat kann in meinen Augen alles machen. Es ist legitim. Das ist auch für mich so. Aber wenn es in der Sache eigenen Nutzen gibt... ,Gib so und so viel Geld, ansonsten töte ich dich.' Diese Menschen sind leider so ermordet worden.“

Eymür gibt auch zu, dass der wegen mehrfachen Mordes und Heroinhandels per Interpol gesuchte Abdullah Çatlı, der zudem Funktionär der faschistischen „Idealistenverbände“ war, mit Drogen gehandelt hat und die ehemalige Ministerpräsidentin Tansu Çiller von der Beziehung zwischen Çatlı und Mehmet Ağar und den Morden gewusst hat.

Doğu Perinçek ist ein englischer Agent“

Doğu Perinçek bezeichnete Eymür als „Mann des englischen Geheimdienstes und der Amerikaner“, darüber habe er gesicherte Informationen. Der Politiker verfüge über Leute innerhalb der Armee und des MIT und habe den Auftrag, die Entwicklung der Linken in der Türkei zu blockieren. „Amerika ist in viele Stellen in der Türkei eingedrungen. Wir haben diesen Einfluss leider nicht beseitigen können“, so der ehemalige MIT-Funktionär Mehmet Eymür.