Spitzelanwerbung auf Instagram

Um sein Informantennetzwerk auszubauen, nutzt der türkische Staat auch die sozialen Medien. Ramazan Aslan aus Mersin wurde auf Instagram Geld angeboten, damit er den Aufenthaltsort von Freunden preisgibt.

In der Türkei werden täglich Menschen in ihren Wohnungen festgenommen und zur Spitzeltätigkeit für den Staat gedrängt. Nach Angaben des Menschenrechtsvereins IHD sind 2020 die 160 Fälle bekannt geworden, in denen Personen mit Drohungen dazu gebracht werden sollten, sich als Informanten zu betätigen. Die Anwerbeversuche finden nicht nur bei Entführungen und auf Polizeistationen statt, sondern auch im Internet. Das berichtete Ramazan Aslan gegenüber MA.

Der 29-Jährige, der in Mersin lebt, hat Drohnachrichten von einem Account mit dem Namen „Aycan Sönmez“ auf Instagram erhalten. Ihm wurden 50.000 TL für die Preisgabe des Aufenthaltsorts von zwei seiner Freunde angeboten. Das müsse er tun, um sein Leben zu retten und ein besseres Leben führen zu können. Aslan lehnte ab und wurde bedroht. Danach bekamen auch Familienangehörige und Freunde ähnliche Drohnachrichten. Nachdem sie „Aycan Sönmez“ blockiert hatten, kamen weitere Botschaften von „Merve_kanar21”. In einer Wohnung von Bekannten im Viertel Şevket Sümer fand eine Hausdurchsuchung statt, es kam zu Festnahmen. Im Anschluss schrieb „Merve_kanar21“: „Hallo Ramazan, sind die großen Brüder bei dir vorbeigekommen?“ Weiter hieß es in den Kurznachrichten an Aslan: „Du bist uns wichtig. Wir messen dir Wert bei. Deshalb haben wir dich nicht geholt. Wenn du unser Angebot nicht annimmst, wirst du die Sonne nicht mehr sehen.“

Nach Angaben von Ramazan Aslan haben viele weitere Personen aus seinem Viertel ähnliche Nachrichten bekommen. Er selbst hat Anzeige erstattet und sich mit der Bitte um Unterstützung an den Menschenrechtsverein gewandt.