Reimar Heider, Sprecher der Internationalen Initiative „Freiheit für Öcalan – Frieden in Kurdistan“, stellt am 5. Oktober im SO36 in Berlin-Kreuzberg das Buch „Soziologie der Freiheit“ vor. Bei dem im April im UNRAST-Verlag erschienenen Buch handelt es sich um den dritten Teil des „Manifest der demokratischen Zivilisation“ des kurdischen Vordenkers Abdullah Öcalan.
In etwas mehr als drei Jahren (2007–2010) hat Abdullah Öcalan mit dem Manifest der demokratischen Zivilisation ein fünfbändiges Gesamtwerk verfasst, in dem er seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus 35 Jahren radikaler Theorie und revolutionärer Praxis zusammenträgt. Nachdem er in den ersten beiden Bänden die Geschichte der Zivilisation von ihren Anfängen bis zur kapitalistischen Moderne neu interpretierte, legt der Autor mit dem dritten Band eine Methode für die Lösung der drängendsten Probleme des 21. Jahrhunderts vor: Die Soziologie der Freiheit.
Öcalan erkennt die Notwendigkeit einer kritischen Reflexion des „wissenschaftlichen Sozialismus“, auf den er und die kurdische Freiheitsbewegung sich in der Vergangenheit selbst bezogen hatten. Industrialismus, Kapitalismus und der Nationalstaat können demnach nicht mit den Mitteln eines orthodoxen sozialistischen Konzepts transformiert werden. Deshalb wendet Öcalan sich den originellsten Denkern der Linken zu und debattiert in bemerkenswerter Bandbreite Themen wie Existenz, Freiheit, Philosophie, Anarchismus, Natur und Ökologie. Dabei entwickelt er eine radikale und sehr weitreichende Definition von Demokratie. Diese fußt auf seiner zentralen These, dass es immer und überall parallel zu jeder herrschenden Zivilisation eine „demokratische Zivilisation“ gibt, die sich im Widerstreit mit (kapitalistischer) Herrschaft, Patriarchat und Nationalstaat befindet.
Der Übersetzer Reimar Heider wird eine Einführung in den dritten Band geben und diesen in Bezug zur aktuellen Situation Öcalans und der kurdischen Freiheitsbewegung setzen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.