Selbstverwaltung verurteilt Anschlag von Solingen

Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens hat den Anschlag von Solingen als „brutalen Akt“ verurteilt und appelliert an die internationale Gemeinschaft, ihren Kampf gegen den IS und die Ursachen des dschihadistischen Terrors zu unterstützen.

Gemeinsamer Kampf gegen den IS notwendig

Die Demokratische Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) hat den Messerangriff von Solingen scharf verurteilt. Das Attentat, bei dem drei Menschen getötet und weitere verletzt wurden, sei „ein brutaler Akt, der uns daran erinnert, wie gefährlich der IS ist“, sagte Khaled Davrisch, Vertreter der DAANES in Deutschland, am Dienstag in Berlin. „Viele Menschen in Nord- und Ostsyrien kennen den Schmerz der Solinger – auch sie haben durch die Terrororganisation IS Verwandte und Freunde verloren“, so Davrisch.

Verdächtiger sitzt in U-Haft

Eine 56-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren waren bei der Messerattacke am Freitagabend auf einem Volksfest in Solingen gestorben. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Anschließend entkam der Täter, ein 26 Jahre alter syrischer Flüchtling, im Tumult und in der anfänglichen Panik und blieb zunächst etwa 24 Stunden verschwunden. Nach ihm wurde intensiv gefahndet. Am Samstagabend stellte er sich der Polizei und kam tags darauf in Untersuchungshaft. Ein Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe erließ Haftbefehl unter anderem wegen Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und wegen Mordes. Der IS reklamiert die Tat für sich. Sie sei aus „Rache für Muslime in Palästina und anderswo“ verübt worden, heißt es in einem Bekennerschreiben.

Seit Fall von Baghuz Warnungen an den Westen

„Tag für Tag werden die Gefahren, die von der Terrororganisation IS ausgehen, deutlicher. Sie sind nicht auf eine bestimmte Region beschränkt. Vor dieser Entwicklung hat die Demokratische Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens seit dem Sieg über das IS-Kalifat 2019 in al-Baghuz immer gewarnt“, erklärte die Selbstverwaltung in einer in Raqqa herausgegeben Erklärung. „Durch den Terroranschlag in Solingen wird die gemeinsame Herausforderung deutlich, die der IS für die Sicherheit und Stabilität der Region und der ganzen Welt darstellt. Wir sprechen den Familien der Opfer in Deutschland und dem deutschen Volk unser aufrichtiges Beileid aus und wünschen den Verletzten baldige Genesung.“

Türkei unterstützt IS-Terrorismus

Es existiere die Gefahr, dass sich der Terrorismus neu aufstellt und regionale Akteure diese Entwicklung unterstützten. Die Selbstverwaltung benennt hier explizit die Türkei, die schon seit Jahren dschihadistische Söldnergruppen aus den Überresten der Al-Nusra-Front und des IS rekrutiert, finanziert und ausrüstet und sie bewiesenermaßen bei ihren Angriffskriegen und Besatzungsfeldzügen in Nord- und Ostsyrien einsetzt. „Wir wollen daran erinnern, dass wir an der vordersten Front des Kampfes gegen den Terrorismus und seine Ideologie standen und immer noch stehen, getragen von der Entschlossenheit aller Bevölkerungsgruppen in Nord- und Ostsyrien“, betonte die DAANES. Alle Akteure, die den Terrorismus bekämpfen wollen, sollten auf der Erfahrung des militärischen Sieges der internationalen Anti-IS-Koalition über das IS-Kalifat aufbauen und mit Nord- und Ostsyrien zusammenarbeiten, fordert sie.

Täter stammt aus Deir ez-Zor

Auch Khaled Davrisch fand ähnliche Worte „Um weiteren Terror zu verhindern, um Sicherheit in Deutschland und Syrien zu schaffen, appellieren wir an die internationale Gemeinschaft, uns im Kampf gegen den IS nicht im Stich zu lassen.“ Um auch die Ursachen des Terrorismus zu beseitigen, sollte der Antiterrorkampf über die militärische Ebene hinausgehen, forderte er. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Solingen stammt aus dem ostsyrischen Deir ez-Zor. In der Region im Grenzgebiet zum Irak sind noch immer viele Schläferzellen des IS aktiv, die von den Sicherheitskräften und Militärverbänden der Selbstverwaltung in Schach gehalten werden.

Foto: Sitz der DAANES in Raqqa © North Press