SEA‑EYE 4 geht auf die fünfte Rettungsmission in 2022

Die Schiffspatenschaft der Kampagne „Bochum Rettet“ ermöglicht einen weiteren Einsatz des Seenotrettungsschiffs SEA-EYE 4 in Richtung zentrales Mittelmeer - trotz rückläufiger Spenden.

Das Rettungsschiff SEA-EYE 4 ist von der sizilianischen Stadt Trapani in Richtung zentrales Mittelmeer aufgebrochen. Ermöglicht wurde die fünfte Rettungsmission in diesem Jahr maßgeblich durch die Stadt Bochum, die im Juli eine Schiffspatenschaft für das Seenotrettungsschiff SEA-EYE 4 übernommen hatte. Die Patenschaft enthält eine Förderung, die sich aus Haushaltsgeldern der Stadt (30.000 €) und Spenden der Zivilbevölkerung (37.714 €, Stand: 30.08.2022) zusammensetzt. Insgesamt ergab die Kampagne „Bochum Rettet“ damit eine Förderung in Höhe von 67.714 €, die für die Missionsvorbereitungen der SEA-EYE 4 verwendet wurden.

„Die Unterstützung aus Bochum kam zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e.V. „Wir erleben derzeit eine Gleichzeitigkeit verschiedener Krisen, was insgesamt auch zu einem Spendenrückgang bei Sea-Eye geführt hat. Bochum hat gezeigt, wie man mit lokalem Engagement einen Weg aus der Solidaritätskrise an den EU-Außengrenzen finden kann. Wir wünschen uns, dass sich noch viele Kommunen anschließen werden.“

Viele nutzen die Sommermonate zur Flucht aus Libyen

In den Sommermonaten wagen besonders viele Menschen die Flucht aus dem Bürgerkriegsland Libyen. In Tripolis sind im Zuge eines Konflikts zwischen dem Ministerpräsidenten Abdul Hamid Dbeibah und Ex-Innenminister Fathi Baschagha am Wochenende wieder Kämpfe mit zahlreichen Toten ausgebrochen.

Dr. Angelika Leist, German Doctors-Einsatzärztin und Schiffsärztin begleitet die aktuelle Sea-Eye Mission: „Ich engagiere mich auf der Sea-Eye 4, weil es nicht sein darf, dass Menschen auf der Flucht vor einem nicht lebenswerten Leben in Lebensgefahr geraten und keine offizielle Instanz ihnen hilft. Natürlich kann die zivile Notrettung nur eine Übergangslösung sein. Eigentlich sollten die EU-Länder gemeinsam eine Seenotrettung organisieren und nicht noch die sogenannte libysche Küstenwache mit Push-Backs beauftragen. Grundsätzlich wäre es natürlich wünschenswert, die westlichen Länder sorgten gemeinsam mit den Herkunftsländern dafür, dass die Lebensbedingungen vor Ort so sind, dass die Menschen nicht mehr flüchten müssen. Solange dies aber nicht der Fall ist, bin ich froh, als German Doctors-Einsatzärztin helfen zu können. Mein letzter medizinischer Einsatz in den Flüchtlingscamps auf Thessaloniki hilft mir sicher dabei, die Gäste an Bord der Sea-Eye 4 und ihre Beweggründe besser zu verstehen.“

German Doctors stellt regelmäßig ehrenamtliche Ärzt:innen für die Rettungsmissionen der SEA-EYE 4 und beteiligt sich finanziell am Betrieb des Bordhospitals, in dem ein dreiköpfiges Team bei Rettungseinsätzen nicht selten dutzende gerettete Menschen behandeln muss.

Titelbild: Maik Lüdemann & sea-eye.org