Knapp 200 kurdische und internationalistische Aktivist:innen aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, England, Spanien, Italien, Bolivien und weiteren Ländern laufen seit Anfang der Woche für die physische Freiheit von Abdullah Öcalan durch Nordrhein-Westfalen. Die mehrtägige Demonstration findet als „Reise für die Freiheit“ (ku. Rêwîtiya Azadiyê) statt und endet am 8. September in Köln. Am ersten Tag legten die Teilnehmenden eine Wegstrecke von etwa 25 Kilometern von Dortmund nach Bochum zurück, am Dienstag ging es über 18 Kilometer weiter nach Essen.
Aufnahmen vom zweiten Tag der „Reise für die Freiheit“
Am Dienstagabend trafen die Teilnehmenden im Kurdischen Gesellschaftszentrum in Essen zusammen, um über Handlungsmöglichkeiten gegen die Isolation von Abdullah Öcalan zu diskutieren. Der PKK-Begründer und kurdische Vordenker wird seit 1999 auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer festgehalten und hat in der Haft wichtige Impulse für ein auf freien Frauen, Basisdemokratie und sozialer Ökologie basierendes Gesellschaftsmodell gegeben, das weltweit fortschrittliche Bewegungen inspiriert und in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien (Rojava) umgesetzt wird. Von Öcalan und seinen drei Mitgefangenen gibt es seit März 2021 kein Lebenszeichen mehr, auch ihr Anwaltsteam und ihre Angehörigen haben keinen Kontakt zu ihnen. Öcalan gilt als Schlüsselfigur für eine Lösung der kurdischen Frage und wird vollkommen isoliert. Der türkische Staat übernimmt dabei mit internationaler Rückendeckung die Rolle des Vollstreckers. Die Entführung von Abdullah Öcalan am 15. Februar 1999 in Kenia und seine Auslieferung an die Türkei erfolgte in Zusammenarbeit der Geheimdienste mehrerer Staaten.
Weitere Aufnahmen von Dienstag
Die heutige Etappe der „Reise für die Freiheit“ führt von Oberhausen nach Duisburg und ist den Kämpfen junger Frauen gewidmet. Die Aktivist:innen versammelten sich morgens am Hauptbahnhof Oberhausen und riefen im Gedenken an die drei 2013 vom türkischen Geheimdienst in Paris ermordeten Kurdinnen: „Sara, Rojbîn, Ronahî – Jin Jiyan Azadî!“. Viele der jungen Frauen trugen lilafarbene Tücher. Der Demonstrationszug wird heute von einem Transparent mit der Aufschrift „Jin Jiyan Azadî - Serbixe Azadî“ (Frau Leben Freiheit – Die Freiheit gewinnen) angeführt. So lautet auch der Tenor einer aktuellen Kampagne von TekoJIN, der „Bewegung kämpferischer junger Frauen“.
Mittwoch: Den Kämpfen junger Frauen gewidmet
Am Abend wird ein Seminar zu den Kämpfen junger Frauen stattfinden. Die vierte Etappe am Donnerstag beginnt um neun Uhr am Bahnhof Neuss und führt in die Düsseldorfer Innenstadt. Die „Reise für die Freiheit“ endet am 8. September mit einer Demonstration vom Kölner Hauptbahnhof nach Mülheim.