Kämpferischer Startschuss der „Reise für die Freiheit“

Mit einer mehrtägigen „Reise für die Freiheit“ durch NRW will die kurdische und internationalistische Jugend die menschenverachtenden Haftbedingungen Abdullah Öcalans in der Türkei auf die Tagesordnung setzen und seine Freiheit einfordern.

In Dortmund hat die „Reise für die Freiheit“ kurdischer und internationalistischer Jugendverbände gegen die andauernde Inhaftierung von Abdullah Öcalan begonnen. Kernforderung der mehrtägigen Demonstration durch Nordrhein-Westfalen ist die physische Freiheit des kurdischen Vordenkers, der seit seiner völkerrechtswidrigen Verschleppung 1999 aus Kenia in die Türkei auf der Gefängnisinsel Imrali als politische Geisel festgehalten wird – die meiste Zeit davon in Isolation. Seit nunmehr zweieinhalb Jahren wird diese Form der Haft vom türkischen Staat als illegale Incommunicado-Haft praktiziert. Die kurdische Jugendbewegung ist der Ansicht, dass durch das „Foltersystem Imrali“ eine Lösung der Demokratiefrage und der kurdischen Frage in der Türkei und Kurdistan verhindert wird. Um die Krisen in der Region zu überwinden, müsse Öcalan freikommen.

Die Reise für die Freiheit Abdullah Öcalans soll durch verschiedene Städte bis nach Köln führen. Beteiligt sind rund 250 Aktivistinnen und Aktivisten, darunter auch einige Dutzend aus Ländern wie Frankreich, England, Spanien, Italien, Bolivien und der Schweiz. Bevor der Startschuss für die erste Etappe fiel, verlas ein Sprecher der kurdischen Jugendbewegung eine Erklärung, in der die Hintergründe der Demonstration thematisiert wurden. Darin hieß es: „Als kurdische und internationalistische Jugend vereinen wir uns, um gemeinsam Widerstand zu leisten und einen großen Sieg gegen Kapitalismus, Faschismus und Kolonialismus zu erringen. Dieser Kampf wird andauern, solange unser Traum von der Befreiung Rêber Apos nicht verwirklicht ist. Seit dreißig Monaten erhalten wir keine Nachricht von ihm. Diese Situation beunruhigt uns. Wir haben nun eine Mobilmachung ausgerufen mit dem Ziel, die physische Freiheit von Rêber Apo zu erlangen. Diesem Selbstverständnis unterliegt unser Widerstand in allen Bereichen.  


Wir müssen handeln!

Rêber Apo hat sein Leben lang für die Befreiung der Frauen, die Basisdemokratie und die Ökologie gekämpft, und zwar bedingungslos. Auf der Gefängnisinsel Imrali leistet er seit einem Vierteljahrhundert ununterbrochen Widerstand. Seit 25 Jahren unterliegt er einem weltweit beispiellosen Haftregime inklusive Isolation, Folter und willkürlichen Disziplinarstrafen. Ohne Rücksicht auf die Menschenrechte werden ihm Besuche von seiner Familie und seinem Verteidigungsteam verweigert. Das Unrecht, das Rêber Apo widerfährt, sollte alle Menschen in Alarmbereitschaft versetzen; denn wenn ein Verfechter von Frauenbefreiung, Basisdemokratie und dem Schutz der Umwelt zum Schweigen verurteilt wird, werden auch die Rechte der Frauen, der Völker und der Natur angegriffen. Die Totalisolation auf Imrali zielt darauf ab, den demokratisierenden Einfluss von Rêber Apo auf die Politik der Türkei und der gesamten Region zu brechen.

Erste Etappe führt nach Bochum

Das zeigt, dass wir handeln müssen! Fast ein Vierteljahrhundert in einer zwölf Quadratmeter großen Zelle eingesperrt zu sein, sind ein Vierteljahrhundert zu viel. Es ist kaum vorstellbar, dass das bisher einflussreichste Werk des 21. Jahrhunderts unter den Bedingungen eines Hochsicherheits- und Foltergefängnisses weitergeschrieben werden kann. Es bleibt bis heute ein Rätsel, wie ein Mensch diesen Mut und so viel Kraft bezieht kann, aber Rêber Apo beantwortete diese Frage im Grunde in einer seiner Verteidigungsschriften: ‚Während meiner Zeit in Imrali hatte ich die Gelegenheit, alle Fragen mit einer gewissen Distanz neu zu überdenken... Ich hoffe, den Dogmatismus weitgehend überwunden zu haben, die heutigen Definitionen von Staat, Macht, Krieg, Nation und Nationalstaat realistischer zu verwenden und damit den Weg zu einer Lösung für eine demokratische Gesellschaft weisen zu können.‘

Auf dieser Grundlage rufen wir die Öffentlichkeit auf, sich unserer Reise für die Freiheit anzuschließen, Rêber Apo zu befreien und seinen Willen mit einer vereinten Stimme zu verkünden – für die Freiheit der Frauen, für Demokratie, für Ökologie.“

Nach der Rede ging es kämpferisch und unter Beifall los. Die erste Etappe der Demonstration wird nach Bochum führen. Die nächsten Ziele sind:

5.9. Bochum Hbf – Essen Hbf

6.9. Oberhausen Hbf – Duisburg

7.9. Neuss Hbf – Düsseldorf Hbf

8.9. Köln Hbf – Köln-Mülheim