Rassistischer Angriff auf kurdische Landarbeiter in Afyon

Weil sie Kurdisch miteinander gesprochen haben, sind Landarbeiter in Afyon von einem Lynchmob angegriffen worden. Sieben Personen wurden verletzt, fünf mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Bei einem rassistischen Angriff auf kurdische Saisonarbeitskräfte in der türkischen Provinz Afyon sind sieben Personen verletzt worden, darunter zwei Frauen. Der Angriff ereignete sich am Montag in der Gemeinde Sultandağı Dereçine, als zwei der aus Amed (tr. Diyarbakir) und Mêrdîn (Mardin) stammenden Landarbeiter zum Friseur gehen wollten. Wie ihr Cousin Nurullah Aba mitteilte, wurden sie aufgefordert zu warten. Als sie nach zwei Stunden nachfragten, warum sie nicht an die Reihe kommen, hieß es: „Ihr seid Terroristen, ihr redet Kurdisch.“ Dann wurden sie von mehreren Personen angegriffen.

Ismail Tan, einer der Betroffenen, wurde gewaltsam in ein Auto verfrachtet und in einem Wald gefahren. Dort wurde er misshandelt und das Vorgehen gefilmt. Unter anderem wurde ihm ein Arm gebrochen. Unterdessen verbreitete sich die Nachricht von dem Vorfall unter den kurdischen Feldarbeiter:innen und sie versammelten sich vor dem Friseur. Ismail Tan gelang die Flucht, ein Lynchmob aus Dutzenden Personen griff die anderen mit Knüppeln an.

Fünf der Verletzten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ismail und Ali Tan wurden ohne ärztliche Behandlung im Krankenhaus festgenommen und zum Verhör zur Polizei gebracht. Nach Angaben von Azize Tan ist ihr Sohn Ismail im Wald mit dem Tod bedroht worden: „Sie wollten ihn umbringen und haben gesagt: Holt ein Seil, wir hängen ihn auf.“

Die Landarbeiterfamilien sind erst vor wenigen Wochen in Afyon eingetroffen und müssen die Provinz jetzt wieder verlassen. Viele Kurdinnen und Kurden sind für ihren Lebensunterhalt gezwungen, als Saisonkräfte in der Westtürkei zu arbeiten.

Bekannt gemacht wurde der Angriff von der HDP-Abgeordneten Ayşe Sürücü, die von Angehörigen telefonisch informiert worden war. Die kurdische Abgeordnete aus Riha (Urfa) macht die polarisierende und hetzerische Regierungspolitik für den Vorfall verantwortlich.