Radikalislamistische Hizbullah expandiert nach Südkurdistan

Mit Hilfe des türkischen Geheimdienstes MIT und der Demokratischen Partei Kurdistans (PDK) will sich die radikalislamistische Hizbullah in Südkurdistan organisieren. Dort wird sie mit höchsten Ehren empfangen.

Anfang der 1980er Jahre wurde die radikalislamistische Hizbullah in Nordkurdistan mit Unterstützung des türkischen Staates gegründet. Die Organisation war fortan Teil des schmutzigen Krieges gegen die kurdische Freiheitsbewegung und als Todesschwadron verantwortlich für unzählige Morde an kurdischen Aktivist*innen. Mittlerweile verfügt die Organisation über einen legalen politischen Arm (Hüda-Par) und eine eigene Wirtschaftsgruppe (HAKSİAD), die ebenfalls auf die Unterstützung des türkischen Staates setzen dürfen.

Eben mit dieser türkischen Unterstützung expandiert nun die Hizbullah auch nach Südkurdistan. Auf Einladung der PDK wurden Vertreter der legalen Strukturen nach Hewlêr eingeladen und dort in höchsten Ehren empfangen. Auch eine Vertretung der Islamisten in Südkurdistan ist bereits eröffnet worden. Der türkische Geheimdienst MIT steht als Schutzmacht hinter der Hizbullah in Südkurdistan, während die PDK jegliche Unterstützung bereits zugesichert hat.

Beziehungen zwischen PDK und Hizbullah nicht neu

Auch wenn der Schritt der Hizbullah nach Südkurdistan eine neue Stufe darstellt, haben die Beziehungen zwischen den Islamisten und der PDK eine längere Vergangenheit. So ist es ein offenes Geheimnis, dass Mesûd Barzanî bei seinen Besuchen in Ankara in der Vergangenheit auch mit Vertretern der Hizbullah in der türkischen MIT-Zentrale zusammenkam. Es ist auch nicht unbekannt, dass zahlreiche führende Mitglieder der Organisation in Südkurdistan Unterschlupf fanden. Viele von ihnen wurden dort wirtschaftlich aktiv und bauten zahlreiche Unternehmen auf, darunter auch die Angehörigen des Hizbullahgründers Hüseyin Velioğlu.

Die Expansion in Richtung Südkurdistan ist allerdings ein neuer qualitativer Sprung in den Beziehungen zwischen Hizbullah und der PDK. Das beweist auch die rasche Abfolge der Treffen und Ereignisse. Zunächst traf sich nämlich die PDK auf höchster Ebene mit HAKSİAD, also der Wirtschaftsgruppe von Hizbullah. Kurz darauf am 30. April kam es zum Treffen zwischen İshak Sağlam, dem Vorsitzenden von Hüda-Par, und Mesûd Barzanî. Und bereits am 1. Mai wurde dann zur Eröffnung der Hüda-Par Vertretung in Südkurdistan eingeladen. Auf der Gästeliste standen unzählige islamische und islamistische Parteien und Strukturen aus Südkurdistan und dem Irak.

Der Hintergrund der Expansion der Hizbullah nach Südkurdistan dürfte indes derselbe sein, der zu ihrer Organisierung in Nordkurdistan in den 1980er Jahren geführt hatte. Es geht um die Bildung einer breiten Front gegen die revolutionären Kräfte in Kurdistan.