Qoser: Kurde nach Festnahme „verschwunden“

Der Kurde Mahsum Demir ist gestern in Qoser bei einer polizeilichen Razzia festgenommen worden. Hinweise zu seinem aktuellen Aufenthaltsort gibt es nicht. Die Polizei behauptet, er wäre gar nicht bei ihr.

Die Verschleppung von Mahsum Demir aus der nordkurdischen Stadt Qoser (tr. Kızıltepe) weckt beunruhigende Erinnerungen an die 90er Jahre. Der Mann wurde am Donnerstag von der Polizei ohne Angabe von Gründen festgenommen. Anschließend begaben sich Anwält:innen und Angehörige auf die Suche nach ihm. Die Verantwortlichen in der Provinzpolizeidirektion in Mêrdîn (Mardin) und der Kreispolizeidirektion in Qoser behaupten, Demir wäre nicht bei ihnen. Die Familie ist besorgt um sein Leben.

In den 90er Jahren verschwanden auf diese Weise unzählige Oppositionelle. Die Knochen einiger weniger tauchten Jahrzehnte später unter anderem in sogenannten Todesbrunnen wieder auf. Noch heute fordern die Angehörigen der Verschwunden als „Samstagsmenschen“ die Überreste ihrer verschwundenen Kinder, Väter oder Geschwister vom Staat zurück.