Protest gegen die Inhaftierung von Kenan Ayaz auf Zypern

In Nikosia hat eine Demonstration gegen die Auslieferung von Kenan Ayaz nach Deutschland stattgefunden. Der kurdische Aktivist ist einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Auch die kurdische Gemeinde in der Schweiz setzt sich für Ayaz ein.

Auf Zypern haben zahlreiche Menschen die Freilassung von Kenan Ayaz gefordert. Der kurdische Aktivist befindet sich seit Mitte März in Haft, weil Deutschland seine Auslieferung fordert. Am Donnerstag ist der 49-Jährige in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Zu der Demonstration in Nikosia hatte eine anarchistische Gruppe aufgerufen. Dem Aufruf folgten neben der kurdischen Community auch Politiker:innen der Parteien AKEL und EDEK sowie der Journalist Alekos Michailidis, der seit der Festnahme von Kenan Ayaz am 15. März über den Fall berichtet.

 

Die Demonstration führte zu dem Gefängnis, in dem Ayaz in Auslieferungshaft sitzt. Vor der Haftanstalt riefen die Aktivist:innen „Freiheit für Kenan Ayaz“ und „Kurdistan wird das Grab des Faschismus sein“. In einem Redebeitrag wurde auf das langjährige Engagement von Ayaz hingewiesen. Als Aktivist der kurdischen Freiheitsbewegung und aufgrund seiner politischen Identität war Kenan Ayaz in der Türkei zwölf Jahre im Gefängnis. Seit 2013 lebt er im griechischen Teil von Zypern und ist anerkannter Flüchtling. Sein politisches Engagement setzte er im Exil öffentlich und im legalen Rahmen fort. Auch von der deutschen Justiz werden ihm offenbar keine individuellen Straftaten vorgeworfen. Das Auslieferungsgesuch basiert auf dem Gesinnungsparagrafen 129a/b StGB, mit dem legale Handlungen im Zusammenhang mit der kurdischen Befreiungsbewegung kriminalisiert werden. „Der Freiheitskampf eines Volkes kann nicht als Terrorismus bewertet werden“, hieß es in dem Redebeitrag.

Das kurdische Kulturzentrum Teofilos kündigte an, dass ab heute vor dem Gerichtsgebäude ein Solidaritätshungerstreik für Kenan Ayaz startet. Die endgültige Entscheidung über die Auslieferung nach Deutschland soll am 16. Mai fallen.

Auch in der Schweiz wird weiterhin die Freilassung von Kenan Ayaz gefordert. Der Aktivist ist in der kurdischen Community aufgrund seines langjährigen Engagements gut bekannt, vergangene Woche wurde eine Unterschriftenkampagne gestartet. Im Namen der Demokratischen Kurdischen Gemeinde in der Schweiz (CDK-S) übergab eine Delegation, bestehend aus der Exilpolitikerin Yurdusev Özsökmenler, dem Genfer CDK-Vorsitzenden Mehmet Latif Çelebi, Tuba Yılmaz und Ramazan Baytar vom Komitee für Außenbeziehungen des CDK-S, der stellvertretenden Ständigen Vertreterin der Republik Zypern, Andrea Petranyi, am Donnerstag in Genf ein Dossier mit der Forderung nach der Freilassung von Kenan Ayaz.


Wie Yurdusev Özsökmenler anschließend mitteilte, sei Andrea Petranyi der Protest der kurdischen Community in Europa gegen die unrechtmäßige Inhaftierung übermittelt worden. „Kenan Ayaz wird wegen seiner politischen Aktivitäten beschuldigt, aber wir haben vermittelt, dass keine der Aktivitäten von Ayaz als Terrorismus angesehen werden kann und dass es in den europäischen Gesetzen Bestimmungen für diese Aktivitäten gibt“, erklärte Özsökmenler.

Heute wird erneut eine Kundgebung für Kenan Ayaz vor dem UN-Sitz in Genf stattfinden.