Protest für Freilassung von Marlene Förster vor Auswärtigem Amt

Um Druck auf die Bundesregierung auszuüben, haben sich Unterstützer:innen von Marlene Förster und Matej K. vor dem Auswärtigen Amt in Berlin versammelt. Der Versuch, dem zuständigen Staatsminister ein Dossier zum Fall zu überreichen, scheiterte jedoch.

Ein Kreis an Unterstützer:innen der vor über einer Woche in Şengal festgenommenen Journalistin Marlene Förster hat sich am Freitag vor dem Auswärtigen Amt in Berlin versammelt. Ziel der Aktion war es, dem zuständigen Staatsminister persönlich ein Dossier zum Fall der 29-Jährigen zu überreichen. Die Freund:innen der Darmstädterin wurden jedoch nicht zu dessen Abteilung vorgelassen.

Deutsche Botschaft konnte erst nach über einer Woche Kontakt herstellen

Marlene Förster wurde am 20. April zusammen mit ihrem slowenischen Kollegen Matej K. im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet Sengal von irakischen Sicherheitskräften festgenommen. Beide recherchierten seit Monaten über die gesellschaftliche Entwicklung der ezidischen Gemeinschaft nach dem Genozid, den die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) 2014 an der ethno-religiösen Volksgruppe verübt hatte. Seit einer Woche wird Förster in Bagdad im Hauptquartier des irakischen Geheimdienstes festgehalten. Der gegen sie erhobene Vorwurf lautet auf „Terrorunterstützung“. Durch einen Hungerstreik konnte die Journalistin erreichen, dass eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Bagdad sie am Donnerstag – über eine Woche nach ihrer Festnahme – besuchen konnte. Die Bundesregierung wurde in dem Fall bislang nicht aktiv. So blieben sowohl ein von mehr als 400 Personen unterzeichneter Offener Brief an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), als auch eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Gökay Akbulut (DIE LINKE) zum Fall bislang unbeantwortet. Von Försters Kollegen Matej K. fehlt bis heute jede Spur. Zwar wurde er zeitgleich mit ihr nach Bagdad überstellt. Wo er seitdem festgehalten wird, ist unklar.

Büro des Staatsministers weigert sich, mit Unterstützer:innen zu sprechen

Um auf die Skandalträchtigkeit des Falles aufmerksam zu machen und sich Gehör bei der Bundesregierung zu verschaffen, trafen Unterstützer:innen sich kurzerhand am Freitagvormittag vor dem Auswärtigen Amt. Einige der Anwesenden forderten mit Schildern die Freilassung von Marlene Förster und Matej K. Gisela Rhein, eine Freundin der deutschen Medienschaffenden, sagte gegenüber ANF: „Wir sehen am Beispiel der verhafteten Journalist:innen, wie wichtig ihre Recherchearbeit ist. Sie werden als Bedrohung wahrgenommen, mit Terrorverdacht konfrontiert. Umso stärker muss die Gesellschaft ihre Arbeit verteidigen, sich auf ihre Seite stellen.“

„Free Marlene & Matej“

Falsche E-Mail-Adresse ausgehändigt

Während Rhein und Mitstreiter:innen versuchten, vor dem Eingang des Auswärtigen Amtes auf den Fall aufmerksam zu machen, betraten drei Freund:innen von Förster die Behörde. Ihr Plan war es, dem zuständigen Staatsminister Tobias Lindner (Grüne) ein Dossier mit aktuellen Informationen zu überreichen. Darin befanden sich neben dem bereits erwähnten offenen Brief an Baerbock auch eine aktuelle Pressemitteilung sowie Hintergrundinformationen. Am Empfang wurden sie jedoch abgewiesen, da niemand aus dem zuständigen Büro mit den Unterstützer:innen sprechen wollte. Das Einzige, was ihnen gestattet wurde, war, das Dossier per Hauspost an Lindners Büro zu schicken. Außerdem händigte man ihnen eine E-Mail-Adresse aus, welche sich im Nachhinein jedoch als falsch herausstellte. Inwiefern es sich dabei um ein Missgeschick handelte oder um Absicht, kann nur spekuliert werden. Doch die Unterstützer:innen von Marlene Förster wollen sich dadurch nicht entmutigen lassen. Ihr Plan ist es, weiterhin auf den Fall aufmerksam zu machen und öffentlich Druck auf die Bundesregierung auszuüben.