Marlene Förster wird vom irakischen Geheimdienst festgehalten

Die deutsche Journalistin Marlene Förster wird in einer Einzelzelle vom irakischen Geheimdienst festgehalten und ist in einen Hungerstreik getreten. Zu ihrem slowenischen Kollegen Matej K. gibt es weiterhin keinen Kontakt.

Acht Tage nach ihrer Festnahme durch das irakische Militär am 20. April konnte die deutsche Journalistin Marlene Förster am Donnerstag erstmals mit einer Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Bagdad sprechen. Das teilt das Berliner Büro Civaka Azad mit. Nach Auskunft der Botschaftsmitarbeiterin wird Marlene Förster in einer Einzelzelle im Hauptquartier des irakischen Geheimdienstes festgehalten und war bis zum Kontakt mit ihrer Auslandsvertretung im Hungerstreik.

Die 29-jährige Journalistin und ihr slowenischer Kollege Matej K. recherchierten während der letzten Monate im ezidischen Kerngebiet Şengal im Nordirak. Inhalt und Ziel der Recherche waren die gesellschaftliche Entwicklung im Şengal nach dem Genozid an den Ezid:innen im Jahr 2014, verübt durch den sogenannten Islamischen Staat (IS). 2014 wurde weltweit über das Massaker und die Versklavung ezidischer Frauen berichtet, aber heute finden Informationen über die Lebensrealität der Menschen im Şengal nur noch selten ihren Weg in die Medien. Journalist:innen wie Marlene Förster und Matej K. recherchierten vor Ort, um die Weltöffentlichkeit über die gesellschaftliche Bewältigung des Trauma des Genozids zu informieren.

Sie wurden am Mittwoch vergangener Woche an einem Checkpoint der irakischen Armee im Şengal festgenommen. Nach ihrer Festnahme verlor sich ihre Spur bis zum gestrigen Tag. Nach dem Besuch bei Marlene Förster im Gefängnis informierte die deutsche Botschaft den Anwalt über den gegen sie erhobenen Vorwurf: „Terrorunterstützung“. Die Recherche über die ezidische Gesellschaft wird offenbar von der irakischen Regierung als Terrorunterstützung ausgelegt.

Nach der Festnahme von Marlene Förster und Matej K. hat ein Unterstützerkreis gemeinsam mit der Familie am Montag einen offenen Brief an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock geschrieben. Bis heute liegt keine Stellungnahme von Baerbock vor. „Ich als Mutter frage mich, was Frau Baerbock, die sich selber für die Ezid:innen engagiert, dazu sagt, dass eine junge Frau, die sich für ein Ende des Leids der ezidischen Gesellschaft einsetzt, jetzt mit dem Vorwurf der Terrorunterstützung im Irak im Gefängnis sitzt“, so die Mutter Lydia Förster.

Zu dem ebenfalls festgenommenen slowenischen Journalisten Matej K. gibt es weiterhin keinen Kontakt.

Über Social Media ist unter den Hashtags #FreeMarleneAndMatej und #FreiheitFuerMarleneundMatej eine Kampagne gestartet worden. Der am Montag veröffentliche offene Brief an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kann mit einer Unterschrift an [email protected] weiterhin unterstützt werden.