Nürnberg: Veranstaltung zur Frauenrevolution in Rojava
In Nürnberg berichteten Vertreterinnen der feministischen Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“ über ihren Aufenthalt in Rojava im Winter 2018/2019.
In Nürnberg berichteten Vertreterinnen der feministischen Kampagne „Gemeinsam Kämpfen“ über ihren Aufenthalt in Rojava im Winter 2018/2019.
Eingeladen von der Interventionistischen Linken (iL) und dem Frauenrat Arjin vom Medya Volkshaus berichteten im voll besetzten Saal des Nürnberger Stadtteilzentrums DESI zwei Vertreterinnen der feministischen Kampagne „Gemeinsam Kämpfen” über ihren Aufenthalt in Rojava im Winter 2018/2019.
Angesichts des Angriffskriegs der Türkei auf Rojava seit dem 9. Oktober gingen die beiden Referentinnen zunächst auf die aktuelle Situation im Kriegsgebiet ein. Die Betroffenheit war in ihren Gesichtern geschrieben, denn während ihrer Reise knüpften die beiden viele persönliche Kontakte. Wer bei den erschütternden Nachrichten von zerstörter Infrastruktur, von Verletzten und Gefallenen weiß, dass vertraute Menschen betroffen sind, die ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung aufbauen wollten, der merkt, dass der ferne Krieg plötzlich ganz nah ist.
Anhand vieler Fotos der verschiedenen Stationen ihrer Reise berichteten die Referentinnen der Frauendelegation dann vom Aufbau der Frauenstrukturen und den Räten nach dem Modell des Demokratischen Konföderalismus. Sie betonten die Wichtigkeit der Bildungsarbeit in den Akademien, die schon immer Grundlage der Freiheitsbewegung war. Durch Bildungseinheiten werden die Menschen ermächtigt, die eigene Rolle zu reflektieren und sich weiter zu entwickeln.
Am Beispiel der Mala Jin (Haus der Frauen), die als „Instanzen der Gerechtigkeit” überall in Rojava an die Kommunen angebunden sind, erläuterten die Referentinnen, dass das Ziel bei Konflikten immer zunächst eine gemeinschaftliche Lösung ist. Alle Auseinandersetzungen, die patriarchale (Familien-)Verhältnisse betreffen, werden erst im Mala Jin behandelt. Dabei stehen Kommunalität, Diskussion im Konsens und ein fürsorgliches und verantwortungsvolles Miteinander im Vordergrund.
Nicht verschwiegen wurde, dass die Revolution in Rojava noch jung und im Aufbau ist. Zum Prozess der Änderung einer Gesellschaft gehören Widersprüche. Aber jede und jeder ist bereit, diese zu überwinden. Das ist anstrengend, aber lohnend, wie man den Frauen in dem Videoclip anmerkte, den die Delegation drehte. Die Frage, was ein freies Leben ausmacht, beantworteten unterschiedliche Frauen je nach ihrer Lebenssituation sehr differenziert. Keiner käme es in den Sinn, auf dieses freie Leben je wieder verzichten zu wollen. Deshalb, so waren sich die Referentinnen sicher, werden diese Frauen immer für ihre Freiheit kämpfen. Ein Aufgeben ihrer Errungenschaften kommt nicht in Frage.
Im Anschluss an den Vortrag stellten etliche Zuhörer*innen Fragen zu den Frauenstrukturen, zum aktuellen Geschehen und auch, welche Botschaft die Menschen in Rojava an Europa richten. Die Antwort darauf war eindeutig: Organisiert euch, redet mit euren Nachbarn, Freunden, in der Familie. Beginnt ein gesellschaftliches Leben, in dem das Miteinander zählt und die Genossenschaftlichkeit. Und wenn ihr uns helfen wollt, dann sorgt dafür, dass eure Regierungen keine Waffen mehr in die Türkei liefern, die uns töten.
Während der Veranstaltung wurde großzügig für Heyva Sor a Kurdistanê, den Kurdischen Roten Halbmond, gespendet. Die Anwesenden wurden auch eingeladen, sich an den Protesten gegen den türkischen Angriff zu beteiligen, denn all das, wovon sie an diesem Abend hörten, ist derzeit akut bedroht und es bedarf einer gemeinsamen Anstrengung, die Revolution von Rojava zu verteidigen.
Die beiden Referentinnen werden ihre Reise fortsetzen; die nächste Station ist München am 23. Oktober um 19.30 Uhr im EineWeltHaus.