NPG veröffentlicht Namen von 17 durch Chemiewaffen Gefallenen

Das Volksverteidigungszentrum veröffentlicht die Namen von 17 bei Chemiewaffenangriffen gefallenen Guerillakämpfer:innen und wirft der internationalen Gemeinschaft vor, Verantwortung für die Ausweitung der Chemiewaffeneinsätze der Türkei zu tragen.

Das zentrale Hauptquartier der Volksverteidigungskräfte (Navenda Parastina Gel, NPG) hat die Namen von 17 zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei türkischen Chemiewaffenangriffen in Südkurdistan gefallenen Guerillakämpfer:innen veröffentlicht. In der Erklärung des NPG heißt es:

„Das türkische Spezialkriegsregime unter der Führung der AKP/MHP-Regierung missachtet bei seiner Invasion in Südkurdistan das internationale Kriegsvölkerrecht. Es verübt furchtbarsten Staatsterrorismus gegen unser Volk, gegen unschuldige Menschen und Zivilist:innen und alle für Freiheit kämpfenden Kräfte. Das Regime setzte und setzt weiterhin international geächtete Bomben und chemische Waffen und Giftgas in den Gebieten Zap, Avaşîn und Metîna ein. Dieser Angriff begann im Februar 2021 in Gare/Siyanê. In den Gebieten Siyanê in Gare, Zendûra in Metîna, Mamreşo in Avaşîn, Girê Sor, Aris Faris, Girê Kartal und Werxelê verübte die türkische Armee im Jahr 2021 mit international geächteten Sprengkörpern und chemischen Waffen 367 Angriffe, bei denen 46 unserer Genoss:innen gefallen sind.

Internationales Schweigen

Obwohl die Verstöße des türkischen Staates gegen das Völkerrecht und die Vergehen gegen die Menschlichkeit in den Bereich der Kriegsverbrechen fallen, haben die zuständigen internationalen Institutionen die Augen verschlossen und tun dies auch weiterhin. Der türkische Staat begeht alle Arten von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegenüber unseren Guerillakräften, die im Rahmen der legitimen, humanitären und demokratischen Rechte des kurdischen Volkes ihr Recht auf legitime Selbstverteidigung ausüben. Diese Angriffe erfolgen mit der Unterstützung der NATO. Ermutigt durch das wohlwollende Schweigen der internationalen Organisationen hat das AKP/MHP-Regime ein neues Konzept für die Invasion von Südkurdistan für das Jahr 2022 entwickelt. Dieses Konzept beruht vollständig auf dem Einsatz von verbotenen Bomben und chemischen Waffen.

2467-mal verbotene Bomben und chemische Waffen in sechs Monaten

Auch wenn die türkische Armee in der Vergangenheit an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten sporadisch verbotene Bomben und chemische Waffen eingesetzt hat, wurde diese Praxis im Jahr 2021 und insbesondere im Jahr 2022 systematisch. Während des sechsmonatigen Krieges zwischen dem 14. April und dem 14. Oktober 2022 hat die türkische Armee 2467-mal verbotene Bomben und chemische Waffen eingesetzt. Die Identität von 27 Freund:innen, die bei diesen Angriffen gefallen sind, wurde in früheren Erklärungen bereits bekannt gegeben. In jüngster Zeit sind 17 weitere unserer Kommandant:innen und Weggefährt:innen durch dieselben Waffen gefallen.

In den letzten Monaten setzt die türkische Armee besonders intensiv chemische Waffen ein“

Die Delegationen, die in die Region kamen, um den Einsatz verbotener Waffen untersuchen und zu analysieren, wurden von den PDK-Kräften, welche die Region beherrschen, daran gehindert. Eine dieser Delegationen reiste bis in die Stadt Amêdî, fünf Kilometer von dem Ort entfernt, an dem diese Waffen eingesetzt wurden, aber sie durfte keine Nachforschungen anstellen. Unter schwierigsten Kriegsbedingungen und Bombardierungen haben unsere Kräfte jedoch viele Dokumente und Bilder, die die Kriegsverbrechen der türkischen Armee belegen, der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Dokumente sind jedoch nur bruchstückhaft. Trotzdem war die demokratische Öffentlichkeit nicht aufmerksam und sensibel genug, und die zuständigen Institutionen haben sich nicht zu Wort gemeldet und keinen energischen Einspruch erhoben. Die AKP/MHP-Spezialkriegsregierung hat daraus Kraft geschöpft und setzt die verbotenen Bomben und chemischen Waffen vor allem in den letzten Monaten noch weit intensiver ein. Denn sie ist unfähig, im Krieg gegen die Guerilla Ergebnisse zu erzielen und steckt fest.

Taktische Nuklearwaffen, thermobarische Bomben und Phosphorbomben“

Neben Gasen unterschiedlicher Toxizität hat die türkische Armee nachweislich auch verschiedene Arten von verbotenen Bomben genutzt. So setzt die türkische Armee taktische Nuklearwaffen in Kombination mit Giftgas ein, um Tunnelsysteme zu zerstören und enge Bereiche zu verseuchen. Bei diesen Bomben handelt es sich nicht um Nuklearwaffen, die großflächig Strahlung abgeben, sondern um verbotene Sprengkörper, die ihre Zerstörungskraft durch die Freisetzung von hohem Druck und Hitze entfalten und in einem engen Bereich tödlich wirken. Auch die thermobarischen Bomben und Phosphorbomben haben ähnliche Eigenschaften bei ihrem Einsatz. Wenn die Untersuchungsdelegationen nicht daran gehindert werden, zum Schlachtfeld zu reisen, und für Sicherheit gesorgt wird, wird sich herausstellen, dass der türkische Staat verbotene Waffen eingesetzt hat. Als Volksverteidigungskräfte erklären wir ganz klar, dass wir alle Delegationen, die mit diesem Ziels kommen, im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen werden.

Bei den Angriffen mit verbotenen Bomben und Chemiewaffen sind in den letzten Tagen neun unserer Genoss:innen im Gebiet Şikefta Birîndara in der Zap-Region, fünf im Gebiet Karker und drei im Gebiet Werxelê in Avaşîn gefallen. Unter diesen Freund:innen befindet sich auch der Genosse Baz (Mehmet Can Evren). Sein Tod war bereits bekanntgegeben worden, aber der Grund für seinen Tod war vorsichtshalber anders dargestellt worden, um nicht zu zeigen, dass die vom Feind verwendete Waffe wirksam war.

Die türkische Armee begeht diese Kriegsverbrechen weiterhin in den Gebieten Şikefta Birîndara, Karker, Werxelê, Girê Hakkarî, Girê FM, Girê Cûdî, Girê Amediyê und den Dörfern Sîda und Çemço, wo der Widerstand weiter andauert. Es zeigt sich auch, dass das AKP/MHP-Regime und die türkische Armee weiterer dieser grausamen Verbrechen begehen werden, wenn es keine abschreckende Reaktion gibt.

Codename: Rûbar Karker
Vor- und Nachname:Muhammed Dodkanîmîlan
Geburtsort: Xoy
Name von Mutter und Vater: Safiye – Nasir
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Cîger Malazgîrt
Vor- und Nachname: Alican Derici
Geburtsort: Mûş
Name von Mutter und Vater: Kameriye – Haydar
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Helbest Koçerîn
Vor- und Nachname: Kevser Ete
Geburtsort: Sêrt
Name von Mutter und Vater: Leyla – Ahmet
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Avaşîn
Codename: Baz Mordem
Vor- und Nachname: Mehmet Can Evren
Geburtsort: Amed
Name von Mutter und Vater: Sultan – Mehmet
Todestag und -ort: 4. August 2022 / Avaşîn
Codename: Mava Roj
Vor- und Nachname: Yekta Büşra Boz
Geburtsort: Mûş
Name von Mutter und Vater: Müslime – İbrahim
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Sedat Demhat
Vor- und Nachname: Ferhat Güneş
Geburtsort: Mêrdîn
Name von Mutter und Vater: Çiğdem – Kahraman
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Delal Şoreş
Vor- und Nachname: Peyam Abdullah
Geburtsort: Silêmanî
Name von Mutter und Vater: Emine – Huseyin
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Demhat Têkoşîn
Vor- und Nachname: Bahadîn Ahmet
Geburtsort: Kobanê
Name von Mutter und Vater: Xalise – Dreeiy
Todestag und -ort: September 2022 / Avaşîn
Codename: Demhat Cizîr
Vor- und Nachname: Ali Darga
Geburtsort: Şirnex
Name von Mutter und Vater: Katibe – Aziz
Todestag und -ort: September 2022 / Zap
Codename: Zinarîn Cûdî
Vor- und Nachname: Gurbet Oran
Geburtsort: Şirnex
Name von Mutter und Vater: Halime – Ömer
Todestag und -ort: September 2022 / Zap
Codename: Rêber Kobanê
Vor- und Nachname: Amed Alî
Geburtsort: Kobanê
Name von Mutter und Vater: Xanim – Nebu
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Ruksen Zagros
Vor- und Nachname: Newroz Tahir
Geburtsort: Qamişlo
Name von Mutter und Vater: Vesfiya – Muhammed Tahir
Todestag und -ort: September 2022 / Zap
Codename: Xemgîn Cizîr
Vor- und Nachname: Yahya Şen
Geburtsort: Şirnex
Name von Mutter und Vater: Leyla – Murat
Todestag und -ort: September 2022 / Zap
Codename: Rêber Roboskî
Vor- und Nachname: Mehdi Babat
Geburtsort: Wan
Name von Mutter und Vater: Hüsna – Yasin
Todestag und -ort: September 2022 / Zap
Codename: Serdem Agirî
Vor- und Nachname: Osman Abdî
Geburtsort: Qamişlo
Name von Mutter und Vater: Hamdiye – Qamişlo
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Mazlum Nisêbîn
Vor- und Nachname: Abdurrahim Uzun
Geburtsort: Mêrdîn
Name von Mutter und Vater: Atiye – Ahmet
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap
Codename: Erdal Besta
Vor- und Nachname: Muhammed Xelîl
Geburtsort: Kobanê
Name von Mutter und Vater: Emine – Arif
Todestag und -ort: Oktober 2022 / Zap


Unser Aufruf an alle betreffenden Kräfte:

Das Volk von Kurdistan ist eines der ältesten Völker dieser Region. Nichts kann legitimer sein als das Recht, sich zu verteidigen, frei und mit der eigenen Kultur auf diesem Land zu leben. Unterstützen Sie nicht länger diese rassistische und völkermörderische Politik des türkischen Staates gegen unser Volk und seine Freiheitskräfte. Beteiligen Sie sich nicht an diesem unmenschlichen Verbrechen! Ermutigen Sie nicht das faschistische Erdoğan-Bahçeli-Regime zu neuen Massakern. Dieses Regime tritt die sich entwickelnden Werte unserer Zeit mit Füßen und begeht gravierende Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie der Einsatz von Chemiewaffen. Machen Sie sich nicht daran mitschuldig.

Unser Aufruf an alle demokratischen Kräfte:

Wir rufen alle internationalen Organisationen, alle internationalen demokratischen Kräfte, alle Nichtregierungsorganisationen und Menschenrechtsaktivist:innen, insbesondere die Vereinten Nationen, die sich gegenüber den Schreien des kurdischen Volkes stets taub gestellt haben, dazu auf, Stellung zu beziehen und den Verstößen des türkischen Staates gegen das Völkerrecht und internationale Kriegsrecht Einhalt zu gebieten.

Unser Aufruf an die Völker Kurdistans und die demokratischen Kräfte der Region:

Das AKP/MHP-Regime setzt Chemiewaffen gegen die Kräfte ein, die für die Freiheit des kurdischen Volkes, für eine demokratische Zukunft streiten und voller Opferbereitschaft einen revolutionären antifaschistischen Widerstand leisten. Zu diesen Chemiewaffenangriffen darf das kurdische Volk nicht schweigen. Das kurdische Volk und alle Völker der Region müssen ihre gesellschaftliche Kraft überall einsetzen und die notwendige Reaktion zeigen. Die demokratisch-patriotischen Institutionen in Kurdistan, die Jugend, die Frauen und alle Werktätigen, sowie alle demokratischen Kräfte in der Türkei und in der Region müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.

Besonders für unser Volk im Ausland und alle unsere Freund:innen, die für Freiheit und Demokratie eintreten, ist es eine demokratische Aufgabe und ein Ausdruck revolutionärer Solidarität, die ignorante Haltung der Staaten und aller relevanten internationalen Organisationen, die ihre Augen vor den Verbrechen des faschistischen AKP/MHP-Regimes für ihre schmutzigen Interessen verschließen, öffentlich zu entlarven. Ihre Verantwortung ist es, zu diesem Zweck effektive Massenaktionen durchzuführen.

Wir rufen alle nationalen und internationalen demokratischen Organisationen und Menschenrechtsaktivist:innen dazu auf, gegen diese Jahrhundertverbrechen, die das kolonialistische türkische Regime unter Verletzung aller nationalen und internationalen Gesetze begeht, vorzugehen. Wir rufen alle humanitären Gruppen auf, die internationalen Gesetze zu schützen, die für alle verbindlich sind, und ihre humanitären, moralischen und gewissenhaften Aufgaben gegen diese unmenschlichen Praktiken zu erfüllen, die eingesetzt werden, um den Kampf unseres Volkes für seine legitimen Forderungen und natürlichen Rechte zu unterdrücken.

Alle sollten wissen, dass die Guerilla, die im Rahmen des Rechts der legitimen Selbstverteidigung für Freiheit und Demokratie in Kurdistan auf der Linie des Apoismus kämpft, mit kreativen Taktiken und großer Entschlossenheit gegen alle Methoden des völkermörderischen türkischen Staates Widerstand leistet, diese staatliche Struktur mit ihrer reaktionären genozidalen Haltung und all ihrem Schmutz auf dem Müllhaufen der Geschichte begraben wird. Der legitime Kampf unseres Volkes im Angesicht der Geschichte, die Entschlossenheit, das kreative Talent, der große Mut, die demokratische Linie auf der Grundlage der Freiheit der Frauen sowie die Unterstützung unseres Volkes sind die Hauptquelle der Kraft dafür. Wir erklären, dass wir sicher sind, dass diese Kraftquelle unseren Kampf auf der Grundlage der demokratischen Moderne im Namen unseres Volkes und der Völker der Region definitiv zum Erfolg führen wird. Wir gedenken mit Respekt und Dankbarkeit all unserer Gefallenen, insbesondere unserer Genoss:innen, die mit diesen verbotenen Waffen getötet wurden, und wir sprechen ihren geschätzten Familien und unserem patriotischen kurdischen Volk unser Beileid aus.“