Niederländischer Arzt untersucht Hungerstreikende in Den Haag

Seit Januar sind zwei kurdische Aktivisten in den Niederlanden im Hungerstreik gegen die Isolation Abdullah Öcalans. Der Arzt Dr. Co Van Melle hat sie untersucht.

Die beiden Aktivisten Hüseyin Yıldız und Hasbi Çakıcı haben sich vor drei Monaten in Den Haag der von der kurdischen Politikerin Leyla Güven initiierten Hungerstreikbewegung gegen die Isolationshaftbedingungen auf der Gefängnisinsel Imrali angeschlossen, denen der PKK-Gründer Abdullah Öcalan ausgesetzt wird.  Çakıcı trat am 20. Januar und Yıldız am Tag darauf in den unbefristeten Hungerstreik.

Der niederländische Arzt Co Van Melle hat die beiden Aktivisten besucht und eine medizinische Untersuchung durchgeführt. Dabei stellte Van Melle die üblichen Beschwerden wie Müdigkeits- und Schwächegefühle, heftigen Magenkrämpfe, Lichtempfindlichkeit und schwankendes Sehvermögen sowie Muskelprobleme fest.

Der 82-jährige Mediziner wies darauf hin, dass die beiden Hungerstreikenden die kritische Schwelle längst überschritten haben. Er hoffe, so Van Melle, dass die Forderungen der Hungerstreikbewegung in absehbarer Zeit erfüllt werde. Der Arzt hatte den Aktivisten nahegelegt, sich in medizinische Behandlung zu begeben. Hüseyin Yıldız und Hasbi Çakıcı lehnten ab und erklärten, so lange weiterzumachen, bis die Isolation auf Imrali aufgehoben wird.

Nach 40 Tagen beginnt der körperliche Verfall

Da Menschen im Hungerstreik nicht die notwendigen Nahrungsmittel aufnehmen, beginnt im Körper ein Zerfallsprozess. Dieser Prozess wirkt sich besonders schnell auf Kinder, Alte und Menschen mit chronischem Diabetes, Bluthochdruck, Lungen- und Herzproblemen aus. Bei jedem, der die Schwelle von 40 Tagen überschreitet, beginnt der körperliche Verfall. Zunächst wird das Fettgewebe verbrannt, dann die Proteine. Proteine sind eines der Hauptmaterialien, aus denen sich die Muskelmasse zusammensetzt. Aus diesem Grund löst sich zunächst das Fettgewebe auf, dann die Muskelmasse. Im fortgeschrittenen Hungerstreik werden dann auch die Knochen angegriffen.

Hintergrund des Hungerstreiks gegen Isolation

Abdullah Öcalan, Vordenker der kurdischen Freiheitsbewegung, befindet sich seit seiner Verschleppung im Februar 1999 in der Türkei in Haft. Der letzte Besuch seiner Anwälte fand vor fast acht Jahren statt. Seit Abbruch der Friedensverhandlungen mit der PKK durch die türkische Regierung im Jahr 2015 wird Öcalan von der Öffentlichkeit abgeschottet.

Mit dem von der HDP-Abgeordneten Leyla Güven am 7. November initiierten Hungerstreik werden Bedingungen für Öcalan gefordert, in denen er als Vorsitzender einer legitimen Bewegung leben und arbeiten kann, um so zu einer Lösung der kurdischen Frage beizutragen.

Nach dem letzten Familienbesuch im September 2016 war sein Bruder Mehmet Öcalan erstmalig wieder am 12. Januar für ein 15-minütiges Gespräch auf Imrali. Die Hungerstreikenden erklärten anschließend, dass ihre Forderung damit nicht erfüllt sei und die Aktion so lange fortgesetzt wird, bis die Isolation Öcalans vollständig aufgehoben ist.

Dem Hungerstreik haben sich bisher Tausende Menschen in und außerhalb der türkischen Gefängnisse angeschlossen.