In der Kurdistan-Region Irak (KRI) ist ein mutmaßlicher Beteiligter an einem Massaker der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen worden. Das irakische Innenministerium teilte am Donnerstag mit, Abdulkhaliq Khazal Sultan werde zur Last gelegt, Mittäter der 2014 verübten Massenexekution von hunderten Luftwaffenkadetten im Militärstützpunkt Camp Speicher nahe der zentralirakischen Stadt Tikrit gewesen zu sein. Der Verdächtige soll sich demnach bereits 2013 dem IS angeschlossen und an „mehreren Angriffen gegen die Sicherheitskräfte“ teilgenommen haben.
Auf dem früheren US-Militärstützpunkt Speicher hatten IS-Extremisten zwischen dem 11. und 15. Juni 2014 gezielt hunderte schiitische und christliche Armeerekruten getötet. Bei dem Massaker wurden Schätzungen zufolge bis zu 1.700 Menschen getötet. Der IS veröffentlichte später im Internet Propagandabilder, die zeigten, wie die aufgereihten Soldaten erschossen wurden. Nach der Befreiung Tikrits entdeckten irakische Behörden mehrere Massengräber, in denen Opfer der Erschießungen begraben worden waren. Einige Leichen sollen auch in den Fluss Tigris geworfen worden sein.
Das „Speicher-Massaker“ hatte weltweit Entsetzen ausgelöst und dazu beigetragen, Unterstützung im Kampf gegen die Dschihadisten zu mobilisieren. Im Irak formierte sich scharfe Kritik an Armee und Regierung. Angehörige der Opfer stürmten 2014 das Parlament in Bagdad und forderten, die verantwortlichen Offiziere zur Rechenschaft zu ziehen. Einige hochrangige Soldaten sollen vor dem IS geflohen sein und die unbewaffneten Rekruten zurückgelassen haben.
Der nun festgenommene Verdächtige Sultan wurde bei einem gemeinsamen Einsatz von irakischen Geheimdienstkräften und der Lexoman-Parastin (CTG), der von der Patriotischen Union Kurdistans (YNK) gegründeten Arbeitsgruppe für Terrorismusbekämpfung in der KRI, in Silêmanî aufgegriffen, hieß es vom Innenministerium weiter. Sollte ihm eine Mittäterschaft am Speicher-Massaker nachgewiesen werden, droht ihm die Todesstrafe. Die irakische Justiz hat bereits dutzende Personen für ihre Beteiligung an dem Kriegsverbrechen zu Tode verurteilt. Im Januar verhängte ein Gericht in Bagdad die Todesstrafe gegen 14 Menschen, 2016 waren 36 Männer wegen ihrer Beteiligung gehängt worden.