Mit Klang und Schall – entwaffnet Rheinmetall!

Im niedersächsischen Unterlüß haben die Aktionstage gegen Rheinmetall begonnen. Musiker*innen von Lebenslaute protestieren mit Konzerten gegen Deutschlands größten Waffen- und Rüstungsproduzenten.

In Unterlüß in der Südheide haben am Mittwoch die Aktionstage des Musiker*innennetzwerks „Lebenslaute” gegen den Rüstungsgiganten Rheinmetall mit dem Aufbau des Camps und den ersten gemeinsamen Proben dort begonnen. Die Musiker*innen werden in den nächsten Tagen mit ihren Konzerten gegen das Rheinmetall-Werk im niedersächsischen Unterlüß protestieren. Das erste Konzert findet am 15. August um 18.00 Uhr im Bürgerpark, Berliner Str./Magdeburger Straße statt. Das Aktionskonzert vor der Haupteinfahrt des Rüstungskonzerns wird dann am Montag, 17. August, ab 11 Uhr stattfinden. Eingeladen zum Mitmachen sind Musiker*innen aller Chor­- und Orchester­stimmen, Laien und Profis. Aber nicht nur Musiker*innen sollen sich von der Einladung angesprochen fühlen, nicht musizierende Aktionsunter­stützer*innen seien ebenso willkommen, erklären sie. Das Konzertprogramm reicht über Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms bis zu Bob Dylans Masters of War, um nur einige aus ihrem Repertoire zu nennen.

In ihrem Aufruf fordert Lebenslaute: Keine Produktion von Waffen, Munition und Rüstungsgütern! Kein Militär, kein Krieg! Grenzen beseitigen, Flüchtende aufnehmen! Klimaschutz durch Abrüstung und: RHEINMETALL ENTWAFFNEN!

Weiter heißt es dort zum Rüstungskonzern Rheinmetall:

Rheinmetall ist Deutschlands größter Waffen- und Rüstungsproduzent mit rund 3,5 Milliarden Euro Umsatz im Unternehmensbereich Defence (dt. Verteidigung). In Unterlüß nördlich von Celle betreibt der Rüstungskonzern ein Werk für Waffen und Munition, ein weiteres für Landsysteme wie Panzer, sowie Europas größtes privates Waffentestgelände. 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht Rheinmetall für nicht angemessene Entschädigung von Zwangsarbeiter*innen und Förderung militärischer Expansionspolitik Deutschlands und der EU. Darüber hinaus werden Rheinmetall-Produkte an repressive und nationalistische Regierungen geliefert und in völkerrechtswidrigen Kriegen eingesetzt.

Profit mit Leid und Tod

Seit 1889 verdient Rheinmetall Geld mit Tod und Vernichtung von Lebensgrundlagen. Während des Zweiten Weltkriegs beutete der Konzern Tausende von Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangenen aus. Hunderte polnische und ungarische Jüdinnen aus dem Außenlager Tannenberg des KZ Bergen-Belsen wurden (u.a.) bei der Herstellung von Artilleriegranaten misshandelt und getötet. Ein öffentliches Gedenken oder eine individuelle Entschädigung verweigert der Konzern bis heute. Vielmehr haben Vorstände und Aktionäre der Rheinmetall AG, mittlerweile ein börsennotiertes Unternehmen, alle ethischen Hemmungen abgelegt. Durch Gründung von Tochterfirmen in anderen Ländern werden die ohnehin spärlichen deutschen Rüstungsexport-Kontrollen gezielt umgangen. Rheinmetall liefert Waffen in Kriegsgebiete weltweit, darunter auch an Staaten, die völkerrechtswidrige Kriege führen. Nicht zuletzt beteiligt sich der Konzern mit Panzerlieferungen an Länder wie Jordanien oder Algerien an der mörderischen Abschottung Europas.

Militarisierung entgegentreten

Eine Aufrüstung der Bundeswehr und weitere Auslandseinsätze, wie sie jetzt wieder von der „Verteidigungs“ministerin Kramp-Karrenbauer propagiert werden, setzen falsche Signale. Krieg bringt keinen Frieden, sondern zerstört alle Lebensgrundlagen und zwingt so die Menschen in modernisierte Herrschafts- und Gewaltsysteme. Dazu heizen Krieg und Militär die Klimakatastrophe an. So liegen für die USA bereits Studien vor, denen zufolge allein das Militär mehr Klimagase ausstößt als ganz Norwegen, Schweden, Finnland oder Ungarn. Es sollte nicht Ziel Europas sein, dem gleichzutun.

Nach den Weltkriegen wurden Produktionsverbote für Waffen verhängt. Rheinmetall verlagerte seinen Schwerpunkt auf die Fertigung ziviler Güter wie Büromaschinen, Lokomotiven und Transporteinrichtungen. Doch solche Ansätze von Rüstungskonversion wurden mit Gründung der Bundeswehr 1956 zurückgefahren. Rheinmetall baute erneut Maschinengewehre und Kanonen. Heute führt Deutschland wieder Krieg. Durch Produktion von und Handel mit Waffensystemen beginnt dieser Krieg auch bei Rheinmetall in Unterlüß. Mit einer musikalischen Blockade der Waffenfabriken werden wir Sand im Getriebe der Tötungsmaschinerie sein.

Wer sind „Lebenslaute”?

„Lebenslaute” sind musikalische Laien und Profis, Instrumentalist*innen und Sänger*innen, nicht musizierende Aktivist*innen und Zuhörer*innen. Seit 1986 engagieren sie sich bundesweit einmal jährlich in Chor- und Orchesterstärke, dazwischen auch in kleineren Ensembles regional. Als offene Musik- und Aktionsgruppe bringen sie überwiegend klassische Musik gerade dort zum Klingen, wo dies nicht erwartet wird: auf Militärübungsplätzen und Abschiebeflughäfen, vor Atomfabriken und Raketendepots, in Ausländerbehörden und an anderen menschenbedrohenden Orten.