Menschen halten Wache vor Rathäusern
Seitdem der kurdische Bürgermeister von Colemêrg verhaftet und die Stadtverwaltung von einem staatlichen Treuhänder übernommen wurde, halten Menschen vor Dutzenden DEM-geführten Rathäusern in der Türkei Wache.
Seitdem der kurdische Bürgermeister von Colemêrg verhaftet und die Stadtverwaltung von einem staatlichen Treuhänder übernommen wurde, halten Menschen vor Dutzenden DEM-geführten Rathäusern in der Türkei Wache.
Seit der Verhaftung des gewählten Bürgermeisters und der Übernahme der Stadtverwaltung von Colemêrg (tr. Hakkari) durch den vom türkischen Innenministerium zum staatlichen Treuhänder bestellten Provinzgouverneur halten Menschen in vielen von der DEM-Partei regierten Städten und Gemeinden in Nordkurdistan Wache vor den Rathäusern. „Das Rathaus gehört uns“ steht auf Kurdisch auf einem Transparent vor der Verwaltung in Rêzan (Bağlar), einem Stadtbezirk in Amed (Diyarbakir). Wie der Ko-Bezirksbürgermeister Mehmet Ergün (DEM) mitteilte, findet die Wache jeden Abend zwischen 19 und 24 Uhr statt, dabei werden Widerstandslieder gesungen.
Am Freitagabend zogen Mitglieder der Plattform für Arbeit und Demokratie in einem Protestzug zum Rathaus von Amed, wo ebenfalls seit mehreren Tagen Wache gehalten wird. Die Demonstrant:innen riefen „Colemêrg ist überall, überall ist Widerstand!“ und wurden von der Menschenmenge vor dem Rathaus mit Applaus und Parolen begrüßt. Der DEM-Provinzverbandsvorsitzende Abbas Şahin erklärte, dass Amed das Herz Kurdistans sei und eine staatliche Übernahme der Verwaltung nicht dulden werde.
Vor Dutzenden weiteren Rathäusern in den kurdischen Provinzen finden ähnliche Aktionen statt, auch im Westen der Türkei gibt es weiterhin Proteste. Die DEM-Partei hat bei den Kommunalwahlen im März in 78 Städten und Gemeinden gewonnen. Der zum Ko-Bürgermeister von Colemêrg gewählte DEM-Politiker Mehmet Sıddık Akış ist am Mittwoch zu fast zwanzig Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. An seiner Stelle wurde der Provinzgouverneur als staatlicher Treuhänder an die Spitze der Verwaltung berufen. Die kurdischen Gemeinden in der Türkei werden seit 2016 nach jedem Wahlerfolg unter Zwangsverwaltung gestellt, viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister wurden verhaftet.