Malta: Boot mit 85 Schutzsuchenden gekentert

Nach Angaben des UNHCR ist ein Boot mit etwa 85 Schutzsuchenden im Mittelmeer bei der Überfahrt nach Malta gekentert.

Der UNHCR meldet, dass ein Boot mit 85 Schutzsuchen am Wochenende vor der Küste Maltas gekentert sei. Die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, deren Boote auf Malta festgesetzt sind, hatte bereits am Freitag vier Boote mit 250 Menschen an Bord vor der Küste des Inselstaats gemeldet. Die Organisation erklärte am Sonntag: „Seit Freitag wissen wir und alle Behörden von vier Booten in Seenot mit insgesamt 250 Menschen an Bord. Eines ist bereits gesunken. Kein Staat rührt sich, um die übrigen drei Boote zu retten, sie werden zum Sterben allein gelassen.“ Eines der Boote hatte bereits am Freitag einen Notruf abgesetzt.

Menschen ertrinken unter dem Vorwand von Covid-19

Gegenüber der Initiative Alarmphone appellierten die Menschen auf dem Boot: „Es gibt weder Wasser noch Nahrung. Einige Menschen haben das Bewusstsein verloren. Wir werden sterben.“ Sie warnten am Sonntag noch, das Boot laufe voll Wasser. Mindestens drei der vier Boote befanden sich in der maltesischen Rettungszone, doch nichts geschah. Die maltesische Regierung hatte erklärt, wegen Covid-19 keine Rettungen mehr durchzuführen.

Alarmphone: „Wie ist es, den Menschen aus der Luft beim Sterben zuzusehen?“

Alarmphone warnte am Samstag über Twitter: „Wir haben die ganze Nacht die Menschen auf See unterstützt. Es besteht Kontakt zu den Menschen auf See. Es befinden sich auf ihnen 47 und 50 Menschen, die um Hilfe schreien. Der Kontakt zu 71 und 85 Personen ist abgebrochen. Leben sie noch? Die EU beobachtet einige von ihnen aus der Luft. Wie fühlt es sich an, den Menschen aus der Luft bei ihrem langsamen Tod zuzusehen? Frohe Ostern.“ Eines der Boote konnte mittlerweile Italien erreichen, 47 Personen sind auch am Montagmorgen noch auf See. Alarmphone berichtet, dass fünf von ihnen ohnmächtig sind. Sie sind nach 80 Stunden auf See vollkommen verzweifelt.

Küstenwache: „Wir lassen euch hier sterben“

Nach Angaben der taz hatten bereits am Donnerstag Insassen eines Flüchtlingsbootes schwere Vorwürfe gegen die maltesische Küstenwache erhoben. Die Küstenwache sei zur Unglücksstelle gefahren, habe dort aber keine Hilfe geleistet. Stattdessen hätten maltesische Militärs das Kabel ihres Motors durchschnitten und gesagt: „Wir lassen euch hier sterben. Keiner von euch wird nach Malta gelangen.“ Allerdings rettete die Küstenwache die 70 Insassen des Schlauchbootes nach massivem öffentlichen Druck in den folgenden Stunden und brachte sie nach Valetta.