Seit mittlerweile 74 Tagen befindet sich die im Gefängnis von Amed (Diyarbakir) inhaftierte HDP-Abgeordnete Leyla Güven gegen die Isolation des Vordenkers der kurdischen Freiheitsbewegung Abdullah Öcalan in einem unbefristeten Hungerstreik. Aus dem Gefängnis hat die Politikerin, die gleichzeitig auch Ko-Vorsitzende des zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss DTK (Demokratik Toplum Kongresi, deutsch: Demokratischer Volkskongress) einen Brief geschrieben, der auf der großen Kundgebung gegen die Isolation Öcalans am Samstag in Amed verlesen wurde.
„An unser verehrtes Volk und meine geliebten Genossinnen,
Gegrüßt seien die erleuchteten Gesichter von Amed, Serhad und Botan…
Ich begrüße jeden von euch und bekräftige meine Überzeugung, dass wir diese harte, aber historische Phase, in der wir uns befinden, gemeinsam erfolgreich hinter uns bringen werden.
Die Isolation Abdullah Öcalans verhindert einen tragfähigen gesellschaftlichen Frieden. Abdullah Öcalan ist ein wichtiger Akteur im Aufbau eines gesellschaftlichen Friedens. Das hat er mit theoretischen und praktischen Erfahrungen bewiesen. Die Gesellschaft ist sich dessen bewusst. Weil die Menschen wissen, dass die Umsetzung meiner Forderung positive Ergebnisse hervorbringen würde, stehen sie seit Beginn meiner Aktion hinter mir. In diesem Sinne glauben wir Gefangene daran, dass wir unserer Stimme Gehör verschafften und an einem bestimmen Punkt erfolgreich sein werden.
Wir tragen unseren Widerstand ins Ziel
Dieses kämpfende Volk, seine Frauen und die Jugend, die verliebt sind in die Freiheit und Demokratie, werden ein weiteres Mal ihre Rolle gegen die Unterdrückung einnehmen - die sie schon seit der Tyrannei des Despoten Dehak erfüllen – und gewinnen, koste es was es wolle. Mit unserer Überzeugung und unserem Willen werden wir diesen Widerstand zum Sieg führen. In diesen Tagen, in denen wir uns in einer historischen Phase befinden, ist es auch für mich ein Ausdruck von Moral und Begeisterung, trotz der Umstände und all der Unmöglichkeiten die Mauern zu durchbrechen, um auf der Basis eines freien Bewusstseins und des freien Willes mit euch verbunden zu sein und eine Grundlage für eine freie Zukunft zu schaffen.
Die Realität eines Lebens, für das es sich lohnt zu sterben, gibt mir die Luft zum Atmen. Ich bin an einem Punkt, an dem ich den Tod bereitwillig in die Arme schließen kann. Während diesen Tagen des Widerstands grüße ich euch noch einmal von der anderen Seite der Mauern aus, mit meiner Überzeugung, dass wir erfolgreich sein werden. Ich umarme eure revolutionären Herzen mit genossenschaftlicher Wärme.“