Kurd:innen fordern Schutz vor rassistischen Angriffen

Die Proteste gegen die Lynch-Angriffe auf Kurd:innen nach einer Newroz-Feier in Belgien reißen nicht ab. In mehreren Städten wurde Gegenwehr demonstriert, die europäischen Staaten wurden zum Handeln gegen türkische Nationalisten aufgefordert.

Erdogans entfesselter Mob

Die Proteste gegen die Lynch-Angriffe auf Kurd:innen in Belgien nach einer Newroz-Feier am Sonntag reißen nicht ab. In Berlin zogen Aktivist:innen vor das belgische Konsulat, zu der Kundgebung hatten der Frauenrat DEST-DAN und der Verein Nav-Berlin aufgerufen. Dessen Ko-Vorsitzender Hüseyin Yılmaz erklärte, der Angriff habe sich gegen eine Familie aus Efrîn gerichtet und sei organisiert erfolgt. Zwei Kurden seien bei der Hetzjagd schwer verletzt worden. „Wir alle wissen, dass hinter diesen Angriffen der türkische Staat steht. Wir fordern von Belgien und den anderen europäischen Staaten, die diese rassistischen Angriffe ignorieren und keine Maßnahmen dagegen treffen, dass sie endlich handeln und ihre Verantwortung erfüllen“, so Hüseyin Yılmaz vom kurdischen Verein Nav-Berlin.

Berlin

Auch Vertreter:innen der Studierendenverbände YXK/JXK und der kurdischen Jugendbewegung TCŞ sowie der PYD-Berlin und von Young Struggle verurteilten die Angriffe und das späte Eingreifen der belgischen Polizei. Rund vierzig Personen seien von einem Lynchmob belagert worden und nur knapp einem Massaker entkommen, hieß es in einem Redebeitrag.

Lynchmob mit „Wolfsgruß“ und islamistischem Schlachtruf

Betroffen von den Lynch-Angriffen am Sonntag in zwei Limburger Gemeinden waren Kurdinnen und Kurden, die zuvor das kurdische Neujahrsfest Newroz gefeiert hatten. An mehreren Orten in den Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder wurden Menschen zum Ziel von Gewaltorgien hunderter Anhänger der ultranationalistischen Bewegung „Graue Wölfe“, die unter islamistischen Takbir-Rufen und Beleidigungen wie „Dreckskurden“, „Hurensöhne“ und „PKK-Bastarde“ mehrere Personen bewusstlos prügelten, Autos demolierten und das Haus einer kurdischen Familie aus Efrîn, in dem Dutzende Schutz vor der rassistischen Horde suchten, belagerten, Fensterscheiben einschlugen und versuchten, es in Brand zu stecken. Bei den Lynchangriffen wurden mindestens sieben Personen teilweise schwer verletzt. Mehrere Videos, die von den Angreifern selbst ins Netz gestellt wurden, zeigen die Gewaltorgie. Zu sehen und zu hören sind dabei regungslos auf dem Boden liegende Kurden, auf die weiter eingetreten wird, sowie „Wolfsgrüße“, Türkei-Fahnen, islamistische Schlachtrufe und rassistische sowie sexistische Beleidigungen.

Zürich

In Zürich fand eine spontane Protestaktion im Hauptbahnhof statt. Der TCŞ-Aktivist Hogir Bagok erklärte, Banden von Anhängern der türkischen Regierungsparteien AKP und MHP hätten eine Hetzjagd veranstaltet und das Haus einer kurdischen Familie anzuzünden versucht, um ein Massaker zu begehen. Die Demonstrant:innen hielten Bilder von Abdullah Öcalan in den Händen und riefen „Bijî PKK“ (Es lebe die PKK) und „Erdogan ist ein Faschist“.

Weitere Protestaktionen

Mannheim

München

Hannover

Saarbrücken

Athen

Die Meldung wurde aktualisiert